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Dotierung der Anstalt erzeugte für den Anfang große, stolze Pläne, die in späteren Jahren doch nicht festgehalten werden konnten. Die zehn ständigen Lehrer, die ursprünglich in den Etat eingestellt waren, mußten bald auf vier eingeschränkt werden, und die in den ersten Jahren nach der Gründung erreichte gewaltige Frequenz von zirka 600 Schülern, „groß und klein", schmolz unter ungünstigen Zeitumständen, besonders infolge der Flucht vor der Pest, gar traurig zusammen. Was konnten solchen Schicksalsschlägen gegenüber alle schönen Verwaltungsvorschriften und Lehrnormen Ausrichten? Aber ruhige, gleichmäßige Entwicklung war auch ohne widrige äußere Umstände einer Schulanstalt damals selten beschieden. Die Herren Rektoren hatten trotz bestehender Schulordnungen viel Freiheit und Selbständigkeit, und da jeder Pädagoge gern zugleich ein Neuerer ist, so wechselten an den Schulen die einzelnen Richtungen nach Stoffen und Niethoden, und neue Disziplins-Experimente kamen mit den wechselnden Lehrern. Diese waren noch immer meist Theologen, die gern den Katheder mit der Kanzel vertauschten. Der nur allzuhäufige Umschlag gibt der älteren Schulanstaltsgeschichte einen ganz anderen Eharakter als der neueren. Während die erstere innerhalb eines gewissen allgemeingültigen Rahmens durchaus individuell sich nach einzelnen Persönlichkeiten richtet, verengt sich der vom Staate normierte Rahmen je länger je mehr, und es entwickelt sich eine ausgleichende Uniformierung des gesamten staatlichen Schulwesens. Durch solche festere Fügung des Staatsschulwesens erst verschwanden auch allmählich die Reste der mittelalterlichen Vagantengewohnheiten, und des humanistischen Wanderpoetenlebens in den Kreisen der Studierenden, Kandidaten und Lehrer. Die geringe Seßhaftigkeit des Lehrerstandes im s6. Jahrhundert ermöglichte es aber, daß ohne die Regulierung seitens einer Zentralstelle man sich die besten Lehrer und vor allem die Schulleiter von überall herholen konnte, wie es die finanziellen Kräfte gerade gestatteten.
Der erste Rektor des „6lymuasium illustro proviiurialo" zum Grauen Kloster in Berlin, Nkagister Jakob Bergmann, stammte aus der Mark; er war gebürtig aus Bernau; nicht häufig aber lieferte in der Folgezeit die Heimat die obersten Vertreter ihres höheren Schulwesens. Der zweite Rektor war ein Altenburger, der dritte ein Schlesier. Bemerkenswert ist dann der vierte, Wilhelm Hildenius, ein echtes Berliner Kind, der in kühn pädagogischem Reformeifer viel am Lehrplane des Gymnasiums änderte und vor allem auf das Griechische besonderen Wert legte. Er führte ferner die Rückübersetzungen ins Lateinische oder Griechische ein und sorgte für den äußeren Glanz der Anstalt durch öffentliche Reden der Lehrer bei „Festivitäten" und durch öffentliche Disputationen der Schüler. Dieser Nkann stand bei den Gelehrten seiner Zeit in hohem Ansehen als tüchtiger philolog, Aristoteliker und Nkathematiker. Aber auch er ist nur kaum sieben Jahre in seiner Stellung verblieben (bis s587), und seine Nachfolger huldigten wieder anderen Grundsätzen des Unterrichts.
Gerade aber dieser häufige Wechsel der Schulrektoren stellte bei dem Nkangel an Zentralgewalten eine gewisse Verbindung unter den Bildungsstätten her. Benjamin Bonerus wurde von der Spandauer Schule, Hildenius von der Universität Leipzig, David Gorlicius vom Gymnasium in Glogau, Bumannus von der Katharinenschule zu Braunschweig nach Berlin geholt; Josef Götz war zuvor Konrektor an der