nicht gerade viel von Bedeutung an wissenschaftlichen Personen und Tatsachen aufzuweisen. Immerhin war sie noch bis auf weiteres der Mittelpunkt alles wissenschaftlichen Lebens in der Mark. Dort finden wir in der Hauptsache die Männer, die sich innerhalb des brandenburgischen Gebietes um die Wissenschaft verdient gemacht haben. Und es waren ihrer ja noch nicht viele.
heutzutage hat alle Wissenschaft neben ihren eigentlichen Vertretern, den Gelehrten von Beruf, über den großen, ungebildeten Volksmassen, eine Zwischenschicht, die ihr als Basis und Stütze dient: die sogenannten akademischen Berufe, welche gewissermaßen die Wissenschaft ausmünzen, sie im Leben in Tätigkeit ausprägen: die Geistlichen, die Richter und Anwälte, die Arzte, die akademisch gebildeten Lehrer u. a. Da bis gegen Tnde des Mittelalters es noch keinen ausgedehnten Beamtenstand gab und das Bedürfnis nach einem solchen erst gegen Beginn der neueren Zeit entstand, als der Fürst eine erweiterte Souveränität erlangte, und das erst herrschend gewordene römische Recht auch gelehrte Verwaltungsbeamte erheischte: so gab es auch erst seit Beginn der neueren Zeit — in dem angedeuteten bildungsgeschichtlichen Sinne — jene erwähnten gelehrten Berufe. Und im Anfänge waren genaue Scheidungen noch nicht vorhanden. Wie ein Gelehrter in mehreren, übrigens selbständigen Wissenschaften als Fachmann sich hervortun konnte, so war überhaupt die Gelehrsamkeit von der Praxis nicht berufsmäßig getrennt. Der Übergang von vermittelnder und dozierender Gelehrsamkeit zum praktischen Beruf und umgekehrt war damals viel leichter und häufiger als etwa jetzt. Leute, die schon einen akademischen Lehrstuhl eingenommen hatten, finden wir als Geistliche, als Leiter höherer Schulen, als angestellte Staats- und Stadtbeamte für Rechtssachen, als Leibärzte der Fürsten und Stadtphysici wieder. Wie also gerade hinsichtlich der Frankfurter Universität bezeugt wird, daß sie gestiftet worden, um dem Lande die nötigen Beamten aus den heimischen Untertanenverbande selbst zur Verfügung zu stellen, so wurden ihre Dozenten nicht selten den Behörden als höhere Praktiker nützlich. Im Fortgang der Entwicklung hat sich allmählich gerade der brandenburgisch-preußische Staat einen ausgezeichneten, ruhmvoll bewährten Beamtenstand geschaffen.
Als Mittelpunkt der höheren Studien bietet uns die einzige Universität des Landes den willkommenen Ausgangspunkt zum Überblick über das wissenschaftliche Leben in der Mark, dem man für damals noch territoriale Eigenart zusprechen kann.
Die Theologie stand völlig unter der Herrschaft des Dogma in allen Konfessionen, und es ist bekannt, welche intolerante Haltung die einzelnen Kirchen gegeneinander einnahmen. Ja gerade in unserem Brandenburg haben die heftigsten konfessionellen Kämpfe getobt und hat die strengste Herrschaft der kirchlichen Mberbehörden gewaltet.
Es ist eigentümlich genug, daß unter den 38 Doktoren und Magistern, welche die Matrikel der eben eröffnten Universität im Jahre 1306 zeigt, einen einzigen vollberechtigten Professor der Theologie ausweist.') Dieser aber wog allerdings eine ganze Anzahl mittelmäßiger Köpfe auf. Es war der oben schon genannte Konrad Wimpina, der wie die meisten anderen Frankfurter Dozenten aus Leipzig berufen wurde und der Universität an der Pleiße Bildung und Ruf verdankte. Seine andauernde und absolute
') Die folgende Darstellung erfolgt wesentlich nach L. Bauch a. a. V.
Brcmdenburgische Landeskunde. Bd. IV. 28