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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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Gegnerschaft der Reformation gegenüber hat ihn als argen Rückschrittler erscheinen lassen ; unleugbar aber hat er sich stets als sehr energischer und charaktervoller Mann, als tüchtiger Redner im damaligen Sinne, als -fähiger Schriftsteller erwiesen- Die humanistischen Grundsätze, das Streben nach klassischer Eloquenz, und sogar eigene metrische Versuche hat er nicht verschmäht, und sein Latein ist nicht schlechter als manches anderen Humanisten- Aber er blieb mit Zähigkeit der alten Kirche treu und konnte schon deshalb nicht aus dem altscholastischen Gleise heraus. An wissenschaftliche Fort­schritte in der Theologie war aus demselben Grunde in seinem Kreise überhaupt nicht zu denken.

Erst mit der Weiterentwicklung der Universität traten diesem Manne theologische Kollegen und Schüler zur Seite, wie Petrus Meyer, Blasius Funck, Ioh. Pistoris, die aber nichts Selbständiges produziert haben. Wimpina allein blieb maßgebend; seine Schrift Epithoma, eine Art Handbuch für die Scholaren, und eine Sammlung von autoritären Lehrsätzen nach den Sentenzen des Petrus Lombardus für den theologischen Kampf (noch vor Ausbruch der Reformation) drückt der Frankfurter Theologie den Stempel des Thomismus auf. Wimpina las und schrieb über die Wunder der Heiligen Schrift, über die Wunder der Eucharistie, über die göttliche Vorsehung und über ähnliche altüberkommene Themata. Scholastische Gedankenwelt mischt sich bei ihm vielfach mit äußerem humanistischen Schmuck aus der Rüstkammer der antiken Poeten.

Bald geriet dieser strenggläubige Mann mit dem Neuerer Luther in feindliche Berührung. Wir hatten schon gehört von der öffentlichen Disputation Tetzels in Frankfurt im Jahre 4248 , die unter dem Vorsitze, und sogar literarischer Beihilfe Wimpinas, vor sich ging. Damit war sogleich die gesamte Frankfurter Universität mit in den Streit gezogen, war für Tetzel und den Ablaß engagiert. Aber die öffentliche Meinung in der Mark entschied gegen beide und für Luther: Wimpina war wie ganz Frankfurt kompro­mittiert und auf den alten Standpunkt sozusagen festgenagelt. In einem scholastischen Sammelwerke Lseturum orrornm . . . librorum partes tres ferst 4528 erschienen), faßte Wimpina seine Polemik gegen Luther zusammen, in dem er dies Luthertumals die Sammellinse der ketzerischen Lehren alter und neuer Zeit" zu erweisen suchte.

Bei all dieser Wirksamkeit stand Wimpina völlig im Einklang mit seinem kurfürst­lichen Herrn Joachim I. und befestigte sich somit mehr und mehr in dessen Vertrauen. Durch dessen Vermittlung wurde er auf dem Reichstage zu Augsburg 4230 und noch später zu den Beratungen und Einigungsversuchen als Autorität vom Kaiser mit hinzu­gezogen. Ein Kölner literarischer Freund hat eine Art lückenhafter Gesamtausgabe seiner Werke in der sogenannten InrraZo Nisosllankorum veranstaltet, einem Werke, das sehr viel Wichtiges für die Geschichte der Frankfurter Universität aus ihren ersten drei Dezennien enthält.

Die theologische Fakultät gerät unter den kirchlichen Kämpfen nach Wimpinas Tode auf lange Zeit in völlige Unbedeutendheit; der Zug der Zeit hatte der alten gepriesenen scholastischen Theologie ihren Reiz genommen: kein Magister der Philosophie strebte jetzt mehr nach theologischen Titeln und Lehrstühlen.

Die juristische Fakultät der jungen Universität war nach den Absichten der Stifter für die Monarchie von ganz besonderer Bedeutung, dasie vor allem die Beamten für die ,