Part 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Place and Date of Creation
Page
438
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

^38

mit seinem Streben durchgedrungen, hier in Frankfurt fand er stärkere Opposition, und die sich daran schließenden Kämpfe haben ihn wohl fortgetrieben, trotz der Gönnerschaft des Universitätskanzlers Dietrich von Lebus und trotz der Freundschaft seines Schülers Ulrich von Hutten, der ihm ja bald nachfolgte. Bei dieses Humanisten Entweichen hat Eitelwols von Stein seine Enttäuschung ausgesprochen, daß Frankfurt keine Stätte des Wissens geworden sei.

Als eine besonders angenehme geschichtliche Erinnerung für die erste Zeit der Universität Frankfurt gilt die kurze Anwesenheit des von poetischem Glanze und vom Scheine des Heldentums umgebenen, zum Liebling der deutschen Protestanten gewordenen Humanisten Ulrich von Hutten. Aber Hutten hat wenig von Frankfurt erhalten, nichts für dasselbe getan. Er holte sich lediglich die ersten wissenschaftlichen Sporen in Frank­furt (Bakkalaureat), wo er sich aufs engste an seinen Lehrer Rhagius anschloß. Mit diesem ging er schon H508 nach Leipzig, und an Frankfurt erinnern aus seinen Werken nur einige Stellen seinerKlagegedichte" und die Widmung an Frankfurter Freunde in seiner Verskunst (Bo arte pootioa).

Unter den übrigenPoeten" von Frankfurt wäre noch zu nennen hermannus Trebelius Notianus, der mit einer Menge schmeichlerischer lateinischer Verse den Kur­fürsten Joachim und die märkischen Mäzene bettelnd überhäufte, bis er wirklich als Lehrer in Frankfurt angestellt wurde.

Unter den humanistischen Lobrednern Joachims und seiner Verwandtschaft war auch der Italiener Rickardus Sbrulius, ein Mann von lockeren Sitten und ober-, sachlichem Geiste, der seine von Schmeichelei triefenden Verse in Frankfurt als Poet und Rhetoriker verfertigte und sie dort auch mehrfach drucken ließ. Auch er, als wandernderPoet", blieb nur zwei Jahre (f5s3t.ölö) in Frankfurt. Ein be­rühmter Humanist und weit besserer Dichter war Eobanus hessus, der zur selben Zeit zum Studium des Rechts nach Frankfurt zog, aber von hier durch Streitigkeiten nach kurzer Zeit wieder verscheucht wurde.

Unter dem Einflüsse der humanistischen Wanderlehrer, die Frankfurt nur als eine Etappe auf ihrem Umherschweifen betrachteten, hatte sich allmählich ein heimischer Humanismus gebildet. Von dessen Vertretern hat aber keiner allgemeinere Bedeutung erlangt. Für Freunde der humanistischen Bewegung seien zur Vervollständigung die Namen Georgius Trebetius (Krebs) aus Frankfurt und die Brüder Fabian und Matthias Funck aus Schlesien, sowie Wieprecht Schwab aus Buchen erwähnt. Der jüngere Funck, Matthias, ist auch Schulmann gewesen, da er um söl2 auf kurze Zeit die Stadtschule zu Stendal in der Altmark übernahm; aber der Schlesier fand sich nicht in Wesen und Leben der Märker. Es ist nicht ohne Interesse, seine Klage in der Widmung an seinen Bruder zu einem seiner Gedichte zu hören.Obgleich," sagte er,das Volk gastlich, und was zum menschlichen Lebensunterhalt erforderlich ist, reichlich und vollauf vorhanden war, schien ich mir doch wie in ein hartes Exil verstoßen, weil ich als Schlesier die leicht- fließende märkische Sprache nur mit Mühe verstand, und ebenso die Märker die Gesetztheit meiner schlesischen Mundart nicht voll verstehen konnten, so daß mir der Trost der Unterhaltung . . . genommen war."h

ft Bauch a. a. G. 5. Z2Z.