— q^o --
Lücken im Lehrkörper durch Neuberufungen zu beseitigen. Zur Überwachung der aus- zusührenden Reformen wurden Aufsichtsbeamte (Superintendenten) bestellt.
Aber diese Beaufsichtigung fand innerhalb der Professoren zum Teil erheblichen Widerspruch, was allerdings, wenigstens nach unseren heutigen Begriffen von den Rechten der Universitätsprofessoren, nicht gerade zu verwundern ist. Die Unzufriedenen suchten Schutz und Hilfe hinter dem Universitätskanzler, dem Bischof von Lebus. Uber diesen Widerstand ist aber der Kurfürst sehr aufgebracht gewesen und hat seinen Willen energisch durchgesetzt.
Die Grundlage aller Reformen aber mutzte die finanzielle Fundierung der Universität selbst bilden, denn die Einkünfte derselben waren bisher zu gering gewesen.
Da war denn die durch die protestantischen Begriffe vom Kirchengute und der staatlichen Hoheit erzeugte Machtvollkommenheit des Fürsten ein Segen für die Universität. Außer einzelnen grabenden erhielt diese vor allem die Einkünfte des bisherigen Frankfurter Karthäuserklosters überwiesen. Ferner wurden, um den Zuzug nach Frankfurt zu erleichtern und der Konkurrenz anderer Universitäten zu begegnen, die promotionskosten herabgesetzt und der Doktorschmaus als Pflichtleistung abgeschafst. Die Studierenden aber wurden in dem Reformedikt des Kurfürsten allgemein ermahnt, in ihrem eigenen Interesse lieber den Wissenschaften in Frankfurt obzuliegen als anderswo, da es bekannt sei, daß die auswärts Studierenden vielfach die ihnen von städtischen Behörden überlassenen Stipendien mißbrauchten; in Frankfurt könne derartiges unter genauer Aufsicht des akademischen Senats nicht geschehen. Es wurde der Befehl erneuert und verschärft, „daß niemandem im ganzen Lande Pensionen oder Zehnten gezahlt werden sollten, als wer durch ein öffentliches Zeugnis des Frankfurter Akademischen Senats Nachweisen könne, daß er dort mit Fleiß den Wissenschaften obliege, . . . und daß Pfarrer, Prediger, Schulmeister oder Schreiber nicht anderswoher berufen werden dürften, es sei denn, daß nach dem Bescheid der Vorsteher der Akademie dort niemand sei, der das betreffende Amt übernehmen könne oder wolle".
In der Tat waren die gemachten Anstrengungen von solchem Erfolge begleitet, daß Joachim II. sich nicht mit Anrecht rühmen durfte, er sei von Anfang seiner Regierung an darauf bedacht gewesen, die zerrüttete Akademie zu Frankfurt wiederherzustellen, wie überhaupt die Schulen fester zu begründen. So wurde der Fürst auch von den dortigen Professoren selbst in einer Vorlesungsankündigung nach humanistischen Gepflogenheiten als derjenige gefeiert, der ein neues goldenes Zeitalter für die Universität herbeigeführt habe. Die ganze Reform war aber nur durch den gemeinsamen Sieg des Humanismus und der Reformation in Frankfurt zustande gekommen ; an Wittenberg und an Melanchthon knüpfte die Entwicklung auch von Frankfurt an.
Aber auch nach der so glücklich erfolgten „Reformation" der Landesuniversität wollte die Wissenschaft im Lande der Hohenzollern noch keine freien Blüten treiben. Nur vereinzelte Männer in unserem Gebiete haben aus der Zeit vor dem großen Religionskriege sich die Erinnerung der Nachwelt erhalten. Da ist besonders e i n Mann, der als ganz einzelner Vertreter gewisser neuer, auf dem Grunde der Naturwissenschaft emporwachsender , Bestrebungen zu nennen ist, und die Mark als Sckauvlatz seiner Tätigkeit erwählte, obgleich