lerikon ( 1583) sind beachtenswerte Werke; seine Thronik und seine Karte der Mark sind leider nicht vollendet worden. Aber der Schwindel seiner Heilkunst wurde schließlich erkannt: Die Universität Frankfurt hat den Ruhm, gegenüber diesem Kurpfuscher die wissenschaftliche Medizin, die eben erst sich zur Entfaltung anschickte, verteidigt zu haben, vr. Kaspar Hofmann entledigte sich durch strenge Kritik seiner Aufgabe als Vertreter der ernsten Wissenschaftlichkeit. So hielt es Thurnevßer für geraten, obwohl er bei dem Kurfürsten noch immer in Gnaden stand, aus Berlin sortzuziehen. Nach kurzem Aufenthalt in Basel H 579 ), seinem Geburtsort, wo er durch seine dritte Frau in Vermögensverfall geriet, hat er dann große Reisen angetreten und soll zirka föstS in einem Kölner Kloster gestorben sein.
Thurnevßer blieb eine vereinzelte Erscheinung. Die tiefergehende Umwälzung des Denkens durch das Aufkommen der Erfahrungswissenschaften, wie sie hauptsächlich großen Ausländern zu danken ist, berührte die märkischen Länder noch nicht. Alle die Pioniere moderner Forschung, wie etwa Petrus Ramus, Michel de Montaigne, Koper- nikus, Kepler, Galilei, Francis Bacon, Reim Descartes u. a., haben in den Marken zunächst keine namhaften Schüler und Nachfolger gefunden. Das Jahrhundert der religiösen Erregung ließ auch in der Mark das religiöse Interesse nicht ruhen, und geistige Kämpfe fanden wesentlich nur aus dem kirchlichen Gebiete statt. Seltsam genug aber war es, daß gerade unser Territorium wie dazu ausersehen schien, den kriegerischsten theologischen Kämpen Heimat zu sein oder zu gewähren und ihnen Kriegsmittel zu liefern, erklärlich nur deshalb, weil sich die allzeit geistig regsamen Fürsten dieses Landes mehrfach persönlich mit für die Streitziele einsetzten. Eine ganze Reihe der Berliner Hofprediger waren die energischsten Rufer im Streit. Und weil eben das geistige Leben dieser Zeit (vornehmlich bis zum Ende des großen Religionskrieges) sich in den konfessionellen Idealen und Kämpfen um dieselben konzentrierte, deshalb können wir diese kirchlichen Bewegungen innerhalb der Marken nicht ganz außer Betracht lassen, wie schon hervorgehoben wurde.
Die konfessionellen Kämpfe im Vrandenburgischen begannen fast gleichzeitig mit der endgültigen, offiziellen Einführung der Reformation am kurfürstlichen Hofe; denn die gänzliche Änderung der religiösen Anschauungen brachte es mit sich, daß selbständige Köpfe ungescheut ihren eigenen Gedanken folgten und sich nicht in allem den ursprünglichen Stiftern der neuen Kirche fügen mochten. Da war zunächst der engere Landsmann Luthers, Johann Agricola (^ Sneider oder Schnitter) aus Eisleben, der sich aus einem Freunde der Reformatoren durch eine Meinungsverschiedenheit über den Tharakter der Buße zu deren heftigsten Gegner entwickelte. Da er sich zudem bei einer Bewerbung um einen Wittenberger Lehrstuhl von Melanchthon hintergangen wähnte, so wurde er seit f527 besonders dessen literarischer Gegner. Der Streit über die Buße (der antinomistische Streit) führte schließlich zu einem Prozeß, vor dem Agricola nach Berlin entfloh, als ihn gerade Joachim II. als Oberhofprediger berief. So erschien anfangs Kurbrandenburg wie eine Zufluchtsstätte vor dem in Kursachfen naturgemäß herrschenden strengen Luthertum. Aber die Dinge nahmen bald eine andere Wendung. Agricola wurde in der Tat Generalsuperintendent von ganz Brandenburg, so daß er u. a. die Konfirmation und Ordination sämtlicher Geistlicher zu vollziehen hatte, obgleich er selbst niemals