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tolerant zu sein, s6s6 die Bestätigung der Fundation nur für die Reformierten, für die er damit die erste höhere Lehranstalt schuh
Ls war die Zeit an der Schwelle des großen Krieges, und schon s636 wird nach mehrmaligen Überfällen die Anstalt völlig zerstört, was der neue Kurfürst für einen der übelsten Schäden des Krieges erklärte, der seinem Lande entstanden. „In der Tat, das Schicksal der Anstalt und ihres Fleckchen Landes beleuchtet gerade in diesem engbegrenzten Kreise aufs grellste die Schäden, die der furchtbare Krieg dem ganzen deutschen Lande bereitet hat." Lehrer und Schüler waren bei der eiligen Flucht zerstreut, eine neue Stätte für die Anstalt mußte erst geschaffen werden. Die Mahl des Crtes war nicht leicht, denn man hielt nur Festungen für einigermaßen gesichert. Da kam s64H eine Eingabe der Gemeinde der reformierten Kirche zu Tölln um Wiederaufrichtung von eingegangenen reformierten Schulen, wiederum zur „Erhaltung der wahren Religion", und nun gab der inzwischen zur Regierung gekommene Große Kurfürst Räume in seinem Schlosse her und verlegte die wieder aufzurichtende Landesschule dahin, bis nach mehrfachen Umzügen und Veränderungen die Schule 1688 ein eigenes Gebäude an der Burgstraße beziehen konnte, das bis zum Jahre 1880 hat ausreichen müssen. Die ursprünglich geplante Rückverlegung des Gymnasiums an seinen alten Platz, fern von der Heimat, unterblieb auf Wunsch der Berlin-Töllner Reformierten. Durch die Übereinstimmung der Anstaltskonfession mit der des Monarchen wurde gerade diese Anstalt so recht die hohen- zollernschule, die fort und fort sich des besonderen Interesses der Fürsten zu erfreuen hatte.
Das Volksschulwesen in der Mark Brandenburg hatte, wie in ganz Deutschland, durch die Reformation zunächst einen Aufschwung genommen, der aber keine regelmäßige, aufwärtsgehende Entwicklung zeitigte. Gerade jüngst ist vom Berliner Rektor Friedrich Wienecke eine Darstellung über die „Begründung der evangelischen Volksschule in der Kurmark (bis s7s3 reichend) erschienen, die quellenmäßig die Tatsachen sammelt und bis auf weiteres als erschöpfend bezeichnet werden kann?) In Brandenburg wie anderwärts ist die Volksschule nicht unmittelbar durch die Reformationsbewegung veranlaßt worden, sondern aus der durch diese geschaffenen katechetischen Unterweisung, aus den „Küsterschulen", gefördert und angeordnet durch die im konfessionellen Interesse im Anschluß an mittelalterliche bischöfliche Gepflogenheiten eingerichteten, staatlichen Kirchenvisitationen. Die Kirchendiener wurden die religiösen Lehrer der Jugend, und sodann entwickelte sich in der Mark aus dem Küsterstande der Volksschullehrerstand. Die Kirchenordnungen und die sich daran knüpfenden Visitationen von s54D und 137Z, die schon erwähnt wurden, waren noch keine Anfänge einer Schulenorganisation von Staats wegen; lediglich kirchliche Anordnungen wurden getroffen, aber die Verpflichtung der Küster zur religiösen Iugendunterweisung wurde doch schon ausgesprochen und meist auch durchgeführt. Wichtiger noch wurde die Kirchenvisitation von s600, als deren Furcht eine große Anzahl neugegründeter Dorfschulen wie städtischer Elementarschulen genannt werden. Dann störte der Dreißigjährige Krieg auch diese Entwicklung.
') In Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts. iS>2, S. i6.