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Dritte Periode.
Vom Ende des Dreiß gjahri^ Rrieges bis zur Stiftung der Sozietät der Wissenschaften.
Der gewaltigste Krieg, aus Religionsinteressen entstanden, aber von Machtinteressen genährt, hatte den Abschluß einer Epoche gebildet, die in geistigen Kämpfen beginnend, doch zuletzt in geistige Sterilität verebbt war. Aber bald nach dem Schluffe des Dreißigjährigen Krieges zeigte sich, daß unter den Strömen von Blut, hinter Lärm und Roheit -es Krieges, neue Keime zu treiben begonnen hatten. Und diese hoffnungsvolle Erscheinung trat nirgends kräftiger zutage als in der Mark Brandenburg.
Sehr richtig ist betont worden/) daß die Mitte des >7. Jahrhunderts für die gesamte Geschichte des Bildungswesens in generellem Sinne den Anfang der neuen Zeit bezeichnet, weit mehr als die Reformation selbst, die zu den modernen Bildungen nur den ersten Anstoß gegeben hatte. Nach dem Dreißigjährigen Kriege erst begann eine Loslösung des Bildungswesens von der Kirche und die volle Staatshoheit auch auf diesem Gebiete. Auch in dieser Beziehung ging der Brandenburgische Staat in Deutschland energisch voran, und er tritt zugleich mit dem Anwachsen seiner äußeren Macht von da an mehr und mehr an die Spitze Deutschlands auch in geistiger Beziehung. Am Schluffe des Dreißigjährigen Krieges lag in Brandenburg das Schulwesen noch mehr danieder als sonstwo in Deutschland, und die Wissenschaft fristete an der einzigen Universität des Landes ein ziemlich bescheidenes Dasein.
Ls war ein großes Glück für den durch den Krieg zerrütteten Brandenburgischen Staat, daß gerade in den Zeiten des geistigen Sicherholens der deutschen Völker an seiner Spitze ein genialer, für allen Fortschritt empfänglicher Fürst stand. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, ist nicht bloß der Begründer der brandenburgisch-preußischen Macht, sondern gleichermaßen der Lrwecker alles neuen geistigen Lebens in seinen Landen. Überallher, wo er sie fand, ergriff sein reger Geist die neuen Hilfsmittel zur Förderung einer neuen Bildung nach den veränderten Anschauungen der Zeit. Und wenn er auch nicht den Ruhm einer systematischen Erziehungsreform, wie sein fürstlicher Zeitgenosse, Ernst der Fromme von Gotha, erlangt, ja nicht erstrebt hat, so wird er immer als ein Fürst gelten, der für die geistigen Bedürfnisse seines Volkes fort und fort Verständnis gezeigt hat.
Schon in jungen Zähren hatte sich dieser energische Lharakter gebildet. Anfangs vom Hofmeister Zoh. von der Borch, dann aber, nach der Übersiedlung der kurfürstlichen Familie nach Tüstrin, unter Leitung von Zoh. Friedrich Kalkubn, genannt von Leuchtmar, erzogen, machten auf ihn die Erzählungen seiner Tante Maria Lleonora, der Gemahlin Gustav Adolfs von Schweden, von den Taten ihres großen Gatten tiefen Eindruck. Dieser wurde erweitert und ins Ernste gewendet, als der Prinz bald darauf (s633) der Überführung der Leiche des Helden von Wolgast nach Schweden, beiwohnte. Nach
') Sehr wichtig für diese Zeit ist das Buch von A. Heubaum, Gesck. d. dtsch. Bildungswesens, Berlin igos, dem auch wir vieles entnehmen.