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bedeutenden Gelehrten: Der Schweizer Ezechiel von S p a n h e i m wurde branden- burgischer Gesandter in Paris, unter seinem Nachfolger in London; der Jurist und Professor der Rechte in Duisburg Paul von Fuchs aus Stettin wurde Minister und Kabinettssekretär des Kurfürsten und war an vielen bedeutsamen diplomatischen Verhandlungen mit dem Auslande hervorragend beteiligt.
Getreu den Traditionen der Hohenzollern war Friedrich Wilhelm bedacht, seinem Sohne und späteren Nachfolger eine möglichst tüchtige Erziehung zuteil werden zu lassen. Auch den Prinzenerzieher holte er sich von auswärts; aber — ein Zeichen der Zeit und der väterlichen Anschauung! — der Gewählte war kein Theologe, kein Philologe, sondern ein Staatsmann: Eberhard Freiherr vonDanckelmann. Er war l 643 in der Grafschaft Lingen geboren, studierte in Holland die Rechte und wurde schon mit 20 Jahren nach Berlin berufen. Seine wesentliche Bedeutung erlangte er jedoch erst unter der Regierung seines Zöglings. Und dessen hervorragende Bedeutung für die Entwicklung des gesamten Bildungswesens in Brandenburg-Preußen mag in gewissem Sinne auch sein Ruhm sein.
Sicherlich wäre auch der größte Geist des Jahrhunderts, G. W. Leibniz, wiederum ein Sachse von Geburt, noch mit dem Großen Kurfürsten in engere Verbindung gekommen, wenn nicht die Notwendigkeit fortgesetzter kriegerischer Unternehmungen des letzteren Aufmerksamkeit zu sehr auf die äußere Politik gefesselt hätte. Denn schon hatte Leibniz die inneren Fortschritte des Brandenburgischen Staates mit klarem Blick bewundernd bemerkt, so daß er schreiben konnte: „Ich halte jetzt den Kurfürsten fast allein für fähig, den wahren Ruhm zu gewinnen, . . . denn er kann seine Staaten blühend machen, und zu gleicher Zeit durch Vermehrung wichtiger Kenntnisse zum -wahren Glück der Menschheit beitragen," und er war überzeugt, daß Brandenburg selbst Frankreich und England leicht übertreffen könne?) Aber erst Friedrich III. konnte diesen Mann für Brandenburg nutzbar machen. — Wie aber Friedrich Wilhelm auch im übrigen für Hebung des gesamten Lebens in seinen Landen zu sorgen wußte, ist bekannt: Die. durch seine holländische Gemahlin Luise Henriette ins Land gezogenen Holländer brachten außer wirtschaftlichen und gewerblichen Kenntnissen aus ihrer weit vorgeschrittenen Heimat auch geistige Bildung mit; noch mehr die sö OOO aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, die der Kurfürst im Lande aufnahm — damit ein Zeichen der Welt gebend, daß Brandenburg der erste Staat Europas war, in dem volle Glaubensfreiheit waltete. Die auf kulturellem Gebiete ihrem Gemahls nachstrebende Granierin hat sich in der Geschichte des Schul- und Bildungswesens vor allem durch die Gründung eines Waisenhauses, des ersten in Deutschland, in Bötzow, dem späteren Granien- burg, eine Stelle gesichert. —
Ungleich ergebnisreicher für die Geschichte des brandenburgisch-preußischen Geisteslebens als die Regierungsperiode des Großen Kurfürsten war die Zeit Friedrichs III., des ersten Preußenkönigs. Waren unter des Großen Kurfürsten kraftvoller Initiative mehrfache Ansätze gemacht, dem gesamten Bildungswesen durch Anregung und Beispiel neuen Aufschwung zu geben, so war es doch bei nur vereinzelten Erfolgen geblieben. Jetzt hatte die ruhmreiche jüngste Vergangenheit die Gemüter gehoben, und jedes
') vgl. Ljeubaum a. a. D. 5. NH-