Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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breitete er diesen plan der Kurfürstin, als sie zu Besuch in Hannover weilte. Das waren die Anfänge der BerlinerSozietät" der Wissenschaften. Leibniz erschienals das wichtigste Mittel für die Beförderung des allgemeinen Fortschritts und einer produktiven Aufklärung vermittelst der Wissenschaft die Stiftung von Sozietäten". Deren Errichtung und Organisierung zur Sammlung aller geistigen Kräfte hat er sein Leben lang als sein Ziel nie aus den Augen verloren; es entsprang also sein Plan für Brandenburg nur seiner gesamten Anschauungsweise. Aber weder in Dresden, noch in Wien, weder in Petersburg noch in Hannover gelang ihm damals das auszuführen, was er erstrebte. Nur Brandenburg gab ihm den rechten Boden für seine Saat.

Die Möglichkeit, jetzt, an der Wende des 17. Jahrhunderts, im Mittelpunkte des aufstrebenden brandenburgischen Staatswesens einen derartig hohen plan zur Tatsache werden zu lassen, bezeichnet den ganzen, gewaltigen Umschwung, den das Leben dort in dem letzten halben Jahrhundert erfahren hatte; sie bezeichnet den überraschenden Kultur- sortschritt des Landes, das mit innerer Kraft in die vorderste Reihe der deutschen Geistes­repräsentanten strebte. Zwar war Umfang und Leistung dieserAkademie" in der ersten Zeit ihres Bestehens nock sehr bescheiden; an europäische Bedeutung gleich manchen ausländischen Vorbildern war nicht zu denken, indes sie hat allmählich ihren Weg zu größeren Zielen zu nehmen gewußt. Keineswegs aber darf man sie lediglich als eine Schöpfung des großen Leibniz betrachten, denn eben nur Berlin gab ihm die Basis dazu.

Die welfische Fürstentochter, Sophie Tharlotte, die seit 1684 mit Friedrich III. von Brandenburg vermählt war, hat große Verdienste auch um die Entstehung der Akademie, hat aber auch auf die allgemeine Entwicklung des höheren Geisteslebens in Preußen einen so ungewöhnlichen Einfluß gehabt, daß wir der viel Bewunderten einen Augenblick widmen müssen.

Ihre Mutter, die Tochter Friedrichs V. von der Pfalz, war wie wir schon bemerkten die geistige Freundin und Beschützerin von Leibniz am hannoverschen Hofe gewesen.Unter Leibnizens Augen und gewiß auch unter seinem Einflüsse hatte sich die Prinzessin Sophie Tharlotte entwickelt." Die Lebendigkeit des Geistes hatte sie ganz von der Mutter geerbt; abernicht nur durch das, was eine höchst sorgfältige und glückliche Erziehung ihr gegeben sie beherrschte die modernen Sprachen voll­kommen und las auch etwas Latein, übertraf sie die Knitter, sondern vor allem durch die ernste, in die Tiefe dringende Richtung ihres Geistes". Sie hatte das größte Interesse für alle Probleme damaliger Wissenschaft und ermüdete nickt, sich immer von neuem belehren zu lassen, so daß Leibniz bewundernd von ihr sagte, sie suche das Warum des Warum" zu ergründen. Diese ernsthafte Anteilnahme an allen geistigen Bewegungen der Zeit verband sie aber mit einem vollendeten Sinn für alles Schöne, fürdie ästhetischen Seiten des Lebens". Feine Form der Geselligkeit, geadelt durch alle Reize mannigfaltiger Kunst, war ihr Lebenselement, und die hoffeste zu Lützenburg, dem nachmaligen Tharlottenburg, zeigten die veredelten Nachbildungen eleganter fran­zösischer Hofsitte; sie wurden vorbildlich für alle vornehmeren Kreise in Deutschland. Ihr großer Enkel, Friedrich II., hat ihr mit den Worten ein Denkmal gesetzt: Oette Driuoesso umeuu eu Drusse l'ssprit äs !n sooiotch la vrais politssso et 1'amour äos urt.8 et <168 8«ieu668." Da in religiösen Dingen sie selbst über den