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„echt deutsche und große protestantische Politik" treiben, sondern Brandenburg sollte auch eine Rulturmission in Rußland bis hin nach dem fernen Thina übernehmen, wobei Leibniz sich selbst eine führende Rolle zugedacht hatte. Die Rurfürstin war aber auch nach Danckelmanns Sturze noch nicht in der Lage, sogleich die Ideen Leibnizens, wie sie wohl wünschte, zu verwirklichen, denn sie gedachte ihn als brandenburgischen hos- historiographen oder als Oberstudiendirektor ganz nach Berlin rufen zu können. Aber sie beauftragte den ihr sehr ergebenen Hofprediger Jablonski mit einem geheimen brieflichen Verkehr mit Leibniz, wodurch sie mit diesem in steter Verbindung blieb, und wodurch wir „eine der wertvollsten Sammlungen von Briefen erhalten haben, die je geschrieben worden sind."
Die Pläne zur Gründung einer Akademie knüpften sich an den viel bescheideneren und älteren an, ein „Observatorium", d. h. eine astronomische Sternwarte, in Berlin zu errichten.
Es war ein glücklicher Aufall, daß gerade damals der Gedanke einer allgemeinen Ralenderverbesserung sich in der gelehrten Welt als unaufschiebbar durchsetzte. Professor Weigel in Jena, ein bedeutender Mathematiker, trat in Wort und Schrift für diese Reform ein und empfahl für die zu diesem Zwecke zu bildende mathematische Gesellschaft das Aalendermonopol, da dieses große Einnahmen verspreche und imstande wäre, die erforderlichen Rosten reichlich zu decken. Diesen Gedanken eignete sich Leibniz an, und nach dem Tode Weigels verband sich die kurfürstliche Ralenderkommission mit dem geplanten „Observatorium" und der zugehörigen Sozietät gelehrter Männer, nachdem Jablonski und die Hofräte Rabener, Tuneau und andere Berliner Gelehrte eine Denkschrift ausgearbeitet hatten. Die Sache kam wohl so schnell in Fluß, weil man die Ralender- reform in Sachsen und in Österreich bereits im Fortschritt begriffen sah.
Dadurch gewonnen, ordnete der Rurfürst die Stiftung einer „^.oaäsmio ckos Loioness" und eines „Observatoriums" in Berlin an. Aber in jeder Hinsicht wurde der neue Bau in den bescheidensten Grenzen gehalten. Jablonski hatte sich in seinem plane, getreu den Ideen seines Meisters Leibniz, auf einen ganz bestimmten Umkreis der Wissenschaften beschränkt, auf die mathematisch-mechanischen. Man versprach sich nur von solchen Wissenszweigen einen allgemeinen Nutzen, — und offenbar war auch nur für sie ein regeres Interesse des Monarchen zu erwarten —, die eine unmittelbar praktische Anwendung zuzulassen schienen, wie Astronomie, soweit sie Ralenderkunde war, Physik, Therme, Geographie, Mechanik, Optik, Algebra, Geometrie u. a. Es konnte dabei auf das Ausland als Muster hingewiesen werden. Leibniz war von vornherein zum Präsidenten ersehen, G. Rirch in Guben wurde gewählt für Astronomie und Ralenderberechnung, Rat Albinus für Mathematik und Therme, Thauvin und Iaegewitz für Physik, Nauds für Mathematik, Oberingenieur Bär für Technik, Hofräte Rabener und Tuneau für beobachtende Astronomie: alles brandenburgische Gelehrte und Beamte. Aber auch auswärtige Mitglieder wurden von Anfang an herangezogen, z. B. von Tschirnhausen aus Sachsen, der Mathematiker Professor Sturm von der Universität Altdorf, Reiher in Riel u. a. Aber bei allen Mitgliedern wurde eine große Opferfreudigkeit vorausgesetzt: keines sollte, mit Ausnahme des Ralendermathematikers, Besoldung empfangen, selbst dem Präsidenten stand nur Vergütung für notwendige Reisen zu. Und so konnte man