Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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sich auch finanziell, wie man mußte, bescheiden einrichten: Der ganze Iahresetat wurde fürs erste auf 2500 Taler berechnet, die eben durch das Kalendermonopol gedeckt waren. Dennoch wurde gleich anfangs an wissenschaftliche, vor allem astronomische Expeditionen in ferne Länder gedacht. Absichtlich hatte ursprünglich Iablonski Botanik und Anatomie von den Aufgaben der Akademie ausgeschlossen, weil in Berlin schon ein OollkZium Nsclianm vorhanden war, mit dem man Kollision vermeiden wollte. Dennoch traten später diese Kollisionen ein.

Alles genehmigte der Kurfürst mit schnellem, energischem Entschlüsse, ja er hat sich persönlich durch Erweiterung der akademischen Aufgaben des Institutes unsterbliche Verdienste erworben: er wünschte ausdrücklich noch, daß man auch auf dieKultur der deutschen Sprache" denken möge, ähnlich wie es in Frankreich geschehen sei. Das war ein völlig neues, spezifisch nationales Ziel, das einzig des Fürsten Einsicht und Streben entsprang, und der Geschichtschreiber der Kgl. Akademie sagt deshalb mit Recht:In­dem der Kurfürst der Akademie jene Aufgabe vorschrieb, die gleichartige andere (deutsche Geschichte, deutsches Recht usw.) notwendig machte, ist er nicht nur der Stifter der Akademie, sondern auch der geistige Urheber der philologisch-historischen Klasse der­selben geworden." Er hat damit zugleich für die übrigen deutschen Sprachreinigungs­bemühungen das Muster der Wissenschaftlichkeit geschaffen.

Nun wurde Leibniz nach Berlin eingeladen, um die Einrichtungen selbst zu leiten und die Präsidentschaft zu übernehmen.Es war ein großes, sortwirkendes Ereignis in der Geschichte Preußens und Deutschlands!" Am ss. Juli 1700 wurde der von Leibniz entworfene Stiftungsbrief veröffentlicht. Aber erst zehn Jahre später, nach mannig­fachen Verzögerungen und Hemmungen durch fortgesetzte Finanzkalamität, hat man die feierliche, wirkliche Eröffnung vornehmen können. Daß es schließlich doch noch so weit kam, war hauptsächlich wieder den unermüdlichen Bemühungen Leibnizens zu danken: Und doch,als er endlich durch Ausdauer und Zähigkeit das Ziel erreicht hatte und die Sozietät eingerichtet sah, wurde er beiseite geschoben". Indes der von ihm ge­pflanzte Baum hatte schon Wurzeln in das Erdreich des märkischen Landes geschlagen und gedieh in langsamem, aber sicherem Wachstum.

Den Verdiensten der Kurfürstin Sophie Eharlotte um die Gründung der Akademie reihen sich andere an. 5ie schuf gewissermaßen erst die Luft, in der wissenschaftlicher Geist leben konnte. Ohne den Versailler Hof, wo sie ihre Jugend verlebt hatte, nachzuahmen, verwandelte sie, im Einklang mit dem Sinne ihres Gemahls, den militärisch-strengen Hof von Berlin in einen glanzvollen Kulturmittelpunkt für ganz Deutschland, an dem alle Musen willkommen waren. In Lützenburg (Tharlottenburg) ergötzte man sich nicht bloß mit Tanz, Musik und Kartenspiel, sondern auch die ernsteste Wissenschaft kam dort zu ihrem Rechte, und die Hofunterhaltung gestaltete sich zuweilen zu eifrigen Dis­putationen. Es sammelte sich uin die Fürstin ein Kreis hervorragender Männer, wie ihn Berlin vorher noch niemals gesehen hatte; Vertreter verschiedener Nationen und aller Wissensgebiete, bunt zusammengeschart und doch sich gut zusammenfügend. Wie in einemirdischen Paradiese" lebte man dort, wie die Kurfürstin von Hannover einmal schrieb. Außer einem Leibniz und dem getreuen Iablonski finden wir am Hofe haupt­sächlich die schon genannten berühmten Prediger I. Beausobre und Jean Lenfant