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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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ernste, wissenschaftliche Arbeit verrichtet. Der König war ihr freundlich gesinnt, obwohl er nichts zu ihrer Begründung getan; ja er räumte ihr im Schloß einige Zimmer ein.

Aber die beiden gelehrten Gesellschaften mußten sich sehr bald gegenseitig un­bequem werden. Auf Betreiben von Schmettaus und Eulers wurde die Bereinigung derselben in Erwägung gezogen, aber erst nach langen und ziemlich ernsten Verhand­lungen ist es s zur völligen Verschmelzung gekommen. Diese vereinigten Gesell­schaften erhielten den Namen einer Königlichen Akademie der Wissen­schaften; an ihrer Spitze stand zunächst, ohne eigentlicher Präsident zu sein, von Schmettau.

Bald aber vollzog sich im Präsidium dieser vereinigten Gesellschaften eine bedeut­same Änderung. Vom Heldlager des Zweiten Schlesischen Krieges aus verhandelte König Friedrich mit dem französischen Mathematiker Maupertuis und machte diesen

formell zum Präsidenten seiner Akademie unter ganz außerordentlichen Macht­befugnissen. Auf Grund der veränderten Verhältnisse wurden die Statuten der Akademie gänzlich umgearbeitet; sie erschienen im Mai i746. Die exklusive Stellung Maupertuis' war derart, daß nach dessen Abgang nur der König selbst die Präsidentschaft über­nehmen konnte; die Akademie hatte eine streng monarchische Verfassung erhalten. Mau­pertuis, in stetiger und engster Fühlung mit dem Könige stehend, und ganz dessen In­tentionen teilend, hat in der Tat der Akademie die höchsten Aufgaben gestellt und die großartigsten Ziele gewiesen, und sie so wirklich zu dem gemacht, was zum Teil schon Leibniz vorgeschwebt hatte: zu einem wissenschaftlichen Mittelpunkte der Monarchie, ja ganz Deutschlands, parnack urteilt über die Bedeutung dieses Instituts für die da­malige Zeit mit folgenden Ausführungen:Unter dem Präsidenten Maupertuis hat die Berliner Akademie eine glänzende Periode gehabt. Aber sie war keine deutsche Akademie ; es war eine halb französische, halb schweizerische in Deutschland. Die meisten Mitglieder waren Ausländer. Dennoch sind , gerade die wissenschaftlichen Arbeiten von wirklicher Bedeutung größtenteils in deutscher oder lateinischer Sprache ge­lesen und erst nachträglich ins Französische übersetzt worden. Die zwangsweise vorherr­schende Anwendung der französischen Sprache als der vermeintlichen gelehrten Universal­sprache erscheint um so bedauerlicher. Indes vom geschichtlichen Standpunkt sieht sich dieser Umstand anders an als vom patriotischen. Und die Deutschen von damals emp­fanden die Bevorzugung des fremden Elementes in der wissenschaftlichen Zentrale der evangelischen Vormacht noch nicht so kränkend. Me in der Literatur erst Gottsched und Lessing das Selbstgefühl der Deutschen heben und damit zugleich ihre Kräfte stärken mußten, so waren sie auch in der Wissenschaft trotz Leibniz und anderen an die Vorherr­schaft des französischen Geistes seit der Zeit Ludwigs XIV. zu sehr gewöhnt." Dazu kam das unbestreitbare geistige Übergewicht der französischen Kolonisten in Berlin, die eine Brücke bauten zwischen dem Einheimischen und dem Fremden, in dem sie beides zu­gleich waren. Auch die meisten Akademiker deutscher Nation entstammten dem huge­nottischen Blute. Man war infolgedessen auch in Brandenburg stolz auf die Berliner Akademie, die wie selbst die Franzosen einsahen vor allem den Vorzug einer Frei­heit der Wissenschaft hatte, soweit sie damals denkbar war.Der große Friedrich war tätiger Mitarbeiter in der Klasse der schönen Künste, aber blieb im übrigen völlig exklusiv,