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ragendsten Mitglieder der Akademie, wie die Philosophen Sulzer und Merian, zuletzt der wissenschaftliche Vertraute Friedrichs, waren Inspektoren Berlinischer höherer Schulen, und die bedeutendsten Männer des Schulwesens der Zeit wurden Mitglieder der Akademie, so Zedlitz, der Minister, die Direktoren Gedike und Meierötto.
Für die Universitäten und ihr Ansehen in der wissenschaftlichen Welt war die zweite Hälfte des s8. Jahrhunderts im allgemeinen keineswegs günstig. Sie waren noch keine Stätten der freien Forschung, selbst nachdem Halle und Göttingen darin die ersten Schritte getan hatten; sie waren Hohe Schulen zur Übermittlung traditioneller Lehre; ihr Betrieb erschien vielfach unfruchtbar und, da die Berufsbildung von den Pädagogen aus die Fahne geschrieben war, zum Teil überflüssig. Auch der schon über die Zeit des Pietismus und der Aufklärung sich erhebende Minister v. Zedlitz betrachtete die Universitäten, deren Oberkurator er gleichfalls war, noch wesentlich als Berufsschulen. Dahin gingen seine Reformen, die er mit Halle begann. Tr stellte als Richtziel für die akademischen Studien auf, „daß ein junger Mensch Gelegenheit zum Unterricht in allen hauptsächlich nützlichen Kenntnissen finde", und daß „die Köpfe der Studierenden nicht mit nahrungslosen Subtilitäten verdüstert" würden. Durch Reglements über die Vorlesungen sollte Einheitlichkeit und emsigerer Studienbetrieb erzielt werden.
Vor dem übermäßigen Zudrange zum Studium wurde immer von neuem gewarnt, denn Friedrich der Große hatte, wie sein Vater, große Besorgnis vor dem akademischen Proletariat, so daß er f765 bekundete: „. . . Wir müssen mit höchstem Mißfallen vernehmen, daß viele Schulzen, Bauern, Kretschmer oder Gärtner und Häusler ihre Kinder den Studiis widmen und gleichwohl nicht des Vermögens sind, ihnen die nötigen Hilfsmittel zu fournieren." Demokratische Anschauungen waren dem Zeitalter noch fremd.
Tine bedeutsame Einsicht drang aber gerade in Brandenburg-Preußen damals durch, nämlich, daß die Kunst des Lehrers wie alle Künste vor der Ausübung erst gründlich gelernt und geübt werden müsse, und zwar a>uf allen Stufen. Der große Philologe Fr. A. Wolf, der Zedlitz seine Berufung auf den Lehrstuhl zu Halle verdankte, errichtete --- das Prinzip der Berufsbildung verfolgend — das erste Universitätsseminar für künftige Philologen und Schulmänner und schuf somit — wie man gesagt hat — erst einen wirklichen Philologenstand. In Berlin wurde unter Hecker, dem wir uns sogleich näher zuwenden müssen, das erste Volksschullehrerseminar gegründet, und unter Gedikes Leitung sahen wir schon eine Lehrstätte für Gymnasiallehrer daselbst entstehen.
Auf dem Gebiete der niederen Schule fand der so rührige, reformfreudige Minister die Hauptarbeit schon getan. Diese hatte Friedrichs des Großen Regierungseifer gleich nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges durch die Hand eines anderen Mannes leisten lassen. Ts führt die Friderizianische Volksschulgesetzgebung zurück zu der Realschulbewegung, die oben erwähnt worden ist. Die erste Realanstalt des Pastors Semler in Halle lernte ein dort studierender Theologe, der vornehmlich Franckes Schüler war, kennen: Joh. Jul. Hecker. Dieser wurde im Jahre f733 als Prediger und Schulinspektor an das Militär-Waisenhaus nach Potsdam berufen, wo er bestätigt fand, was der Volkserziehung mangelte. Später als Pastor an einer Berliner Kirche tätig, errichtete er allmählich sechs vierklassige Schulen für die Kinder des Volkes. Dann aber, 1747, für