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Von den Begründern des wissenschaftlichen Rufes der neuen märkischen Hochschule aus deren ersten Jahren müssen wir noch einige hervorragende Namen anführen. „Hier, auf märkischem Bande, im Dienste des preußischen Staates, ist von Karl Friedrich Eichhorn saus Jena gebürtig und zuletzt an der Frankfurter Universität tätig gewesen), das Buch erdacht worden, „das die Reichs- und Rechtsgeschichte des alten Deutschland zu deuten suchte: recht zum Zeichen, daß deutsche Politik und deutsches Recht hier von neuem Fundament und Eckstein finden sollten." Zwei Jahre vor des Buches Erscheinen war das alte Reich zusammengebrochen, und der Verfasser hat wenige Jahre später begeistert mit das Schwert für das Vaterland ergriffen. Für die philosophische Fakultät ist von Bedeutung der große Renner des Griechentums, August Böckh gewesen, der, aus Karlsruhe stammend, der märkischen Hauptstadt unter den größten wissenschaftlichen Erfolgen bis zu seinem Tode (s867) treu geblieben ist.
Von den politischen Zuständen im preußischen Staate ist die Universität wenig berührt, wie überhaupt die gesamte Bevölkerung in Berlin und in der Mark. Eine öffentliche Meinung ist ja erst mit ein Ergebnis der späteren patriotichen Erhebung. Noch dicht vor dem Ausbruch des Befreiungskampfes hat sich dort wenig von patriotischer Begeisterung bemerkbar gemacht. Nur einzelne, tiefer fühlende und größer denkende Männer vermochten sich zu dem Gedanken der Errettung des Vaterlands aufzuraffen. Unter ihnen ist jetzt vor allen Schleiermacher zu nennen, der von der Ranzel herab zum heiligen Kriege aufrief, und seit dem Breslauer Aufruf des Königs hat sich Brandenburg, und vor allem Berlin, hervorragend an dem allgemeinen Opfermute beteiligt. Schüler, Studenten, Lehrer und Professoren stellten einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz freiwilliger Kämpfer und hohe Beiträge bei den patriotischen Geldsammlungen. Welche Namen — so sagt Lenz — unter den Landsturmmännern: Savigny, Schleiermacher, Solger, Niebuhr, Reil, Marheinecke, Fichte, die Eichhorns, Wolf, Böckh, wenn sie auch meist nicht an den wirklichen Kämpfen Anteil genommen haben! Und mit verwunderten Blicken, ja zum Teil nicht ohne Spott, betrachtete die Mitwelt diese Umwandlung der Anschauungen auf den Höhen der Bildung, die unsere Gegenwart dagegen mit Genugtuung als etwas Selbstverständliches hinnimmt. Bekanntlich galt damals ja bei Hofe der Landsturm als eine für den Staat höchst gefährliche Einrichtung und wurde zunächst bald wieder abgeschafft.
Dem Aufschwung des großen Jahres s8s3 verdankt Deutschland auch die erste deutsche, im großen Stile gedachte politische Zeitung, den „preußischen Korrespondenten", den Niebuhr und Schleiermacher gemeinsam gründeten, der freilich, allzu eifrig vom Zensor bewacht, beargwöhnt und bekämpft, schon im folgenden Jahre wieder eingegangen ist.
Mit großer Begeisterung konnte im Februar s8s4 die Berliner Studentenschaft den Jahrestag ihrer Erhebung feiern. Aber schon wenige Tage darauf mußte die Alma mater von nsuem ihre Söhne zum Kampfe fürs Vaterland entlassen. Dieses Mal zeigten sich die meisten Professoren engherzig wegen der Unterbrechung der Studien besorgt, aber die studierende Zugend drängte sich wiederum zu den Fahnen, und von den akademischen Kämpfern wurden 4l als gefallen verzeichnet. Schon nach zwei Monaten war der Feldzug zu Ende. Man hatte endlich einen gesicherten Frieden.