Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
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Jetzt war die Brandenburgische Hochschule nicht mehr der geistige Anker eines schwer beschädigten Staatswerkes, sondern sie war der geistige Mittelpunkt eines neu erstarkten Preußens, der nur noch gegen die Feinde der Geistesfreiheit im Inlande lange Zeit sich zu verteidigen hatte.

Die Hauptstadt Brandenburgs wurde aber auch im übrigen der Sitz aller Bildungs­institute von zentraler Bedeutung?) So hatte Friedrich Wilhelm II. hier, vor allem im militärischen Interesse, im Jahre l?HO eine Tierarzneischule einrichten lassen; ungefähr um dieselbe Zeit wurde zur Ausbildung von Offizieren die sogenannte Ingenieur-Akademie und die Artillerie-Akademie gegründet, bis Scharnhorst s8s0 die von ihm selbstbegründete" Akademie für junge Offiziere mit den beiden älteren Anstalten zu derAllgemeinen Militär-Akademie", der jetzigen Kriegsakademie, vereinigte, neben der noch seit 1816 eineArtillerie- und Ingenieurschule" bestand (seit sßOZ die Militärtechnische Akademie genannt). Im Jahre

wurde die Berliner Bauakademie gegründet, die eine besonderearchitekto­nische Lehranstalt" neben der Akademie der Künste war. Seit 1,770 bestand in Berlin auch eine Forstlehranstalt, seit s778 ein Kursus für Bergbauwissen­schaft. Die weitere Ausgestaltung des Schulwesens, obwohl ebenfalls an die Bewegungen und Persönlichkeiten der eben behandelten Epoche anknüpfmd, zeigt doch erst ein deutliches Fortschreiten in der nachfolgenden.

In jeder Hinsicht repräsentierte sich, wie wir sehen, schon damals die Hauptstadt Brandenburgs nicht nur als der politische Mittelpunkt, sondern auch als das Bildungs­zentrum des gesamten Staates. Berlin verlieh somit der Urprovinz Preußens, der einstigen alten Mark, nunmehr das unbestreitbare geistige Übergewicht.

Fünfte Periode.

Von der Gründung der Berliner Universität bis zur

Gegenwart.

Mehr als in den früheren Perioden verschmilzt das Leben und Wesen des ganzen preußischen Staates nach seiner Wiederaufrichtung in und nach den Freiheitskriegen zu einem einheitlichen Ganzen, und mehr und mehr verschwimmt das ursprünglich pro­vinzielle in das allgemein Preußische. Blässer und matter wird die Eigenart der Mar? Brandenburg im Staatsgebilde. Der geographische oder richtiger der historische Begriff des märkischen Gebietes ist kein politischer mehr und konnte auch kein bildungsgeschicht­licher mehr sein. Die Entwicklung des Bildungswesens und der Wissenschaft, soweit beides eine Verbindung mit dem Territorium behält, knüpft sich jetzt lediglich an einzelne Ortschaften und an einzelne Persönlichkeiten. Die Provinz als solche lebt kein besonderes Geistesleben: dasjenige des Gesamtstaates umspannt im allgemeinen auch das der Provinz.

') Hierzu kann als bequeme Vuelle genannt werden: p schichte und Gegenwart, Berlin tSt».

Goldschmidt, Berlin in Ge- 32 *