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vonKnudt (auch Knuth) bereits begegnet. In der kleinen Provinzstadt Baruth, im Regierungsbezirk Potsdam, geboren (s757), war er während seiner späteren Studienzeit in der Familie von Humboldt Erzieher der begabten Söhne geworden und stand darauf der Guts- und Vermögensverwaltung der Humboldtschen Besitzungen vor. Nach Beendigung seiner juristischen Studien kam er als Assessor in das „Kommerzkollegium". Als Beamter des preußischen Handelsministeriums wies er dann, nach dem Wiener Kongreß, eindringlich darauf hin, daß eine Neubelebung von Gewerbtätigkeit und Handel nur auf wissenschaftlicher Grundlage ersprießlich sein würde, und daß dazu das höhere und niedere Unterrichtswesen die geistigen Nkittel liefern müsse. Der geniale Vberfinanzrat Peter (Christian Wilhelm Beuth griff diesen Gedanken mit Begeisterung und Energie auf. Diesen beiden Männern ist. der seit dem dritten Jahrzehnt des l9- Jahrhunderts beginnende wirtschaftliche Aufschwung Preußens wesentlich mit zu verdanken. Zwar waren unter klugen Fürsten schon früher Versuche gemacht, im Staate das gewerbliche Leben durch schulmäßigen Unterricht zu erwecken, wie in den Spinnschulen unter dem Großen Kurfürsten, in den Seidenzuchtgärtnereien und dem Butterlehrinstitut unter Friedrich dem Großen usw., aber das waren nur vereinzelte Unternehmungen?) Beuth ein geborener Rheinländer, erhielt schon seinen Schulunterricht vornehmlich in Berlin. Seit s809 arbeitete er in der Reorganisationskommission für das Steuer- und Gewerbewesen mit, beteiligte sich dann als Lützower an den Freiheitskriegen und erhielt darauf s8s8 die Leitung für Handel und Gewerbe im Finanzministerium. Durch ihn (gest. 1.853) ist nach Knudts Anregungen die Volkswirtschaft mit der Wissenschaft und der Pädagogik eine anerkannte, von nun an unzertrennliche Verbindung eingegangen. Er begründete in Berlin den „Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes" und rief im ganzen Lande Handwerker- und Gewerbevereine sowie Gewerbeschulen ins Leben. Bald entstanden die großen Fachschulen, wie die Webeschulen zu Spremberg und Forst, die Textilschule zu Sorau, deren an anderer Stelle dieses Werkes schon Erwähnung getan worden ist?)
s82s wurde in Berlin das „Gewerbeinstitut" gegründet, das mit einer Gewerbeschule verbunden war und später mit der seit s799 bestehenden Bauakademie vereinigt wurde. Es erhielt seit 1866 den Namen „Gewerbeakademie" und wurde 187h als volle „technische Hochschule" organisiert —. der aber längst schon andere ähnliche, deutsche Anstalten, vor allem die Karlsruher, vorausgegangen waren. — Das „Polytechnikum" wurde damit nach Verwaltung und nach der Freiheit von Lehre und Lernen zur Schwesteranstalt der Universität. — Neben diesem obersten, viele technische Zweige umspannenden Lehrinstitut entstanden in Berlin aber noch eine Reihe von Hochschulen für Spezialgebiete: Die Kaiser-Wilhelm-Akademie (seit 1895) ist aus zwei älteren ärztlichen Bildungsinstituten hervorgewachsen; weiter vereinigte allmählich die märkische Hauptstadt noch in ihren Mauern eine Bergakademie, eine landwirtschaftliche Hochschule, eine tierärztliche Hochschule (seit l903), die sämtlich Staatsanstalten sind und schon erwähnt wurden, während die seit shOö bestehende Handelshochschule der Korporation der Kaufmannschaft zu verdanken ist. Zur Ausbildung für die verschiedenen Gewerbe wurden aber
9 vgl. Heimatkunde von Brandenburg, Bd. I, S. 405 ff.
9 vgl. Heimatkunde von Brandenburg, Bd. I, S. qreff.