Part 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Place and Date of Creation
Page
511
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

5U

auch mittlere und niedere Unterrichtsanstalten notwendig, ja, man war gezwungen, den Besuch der letzteren alsFortbildungsschulen" obligatorisch zu machen, eine Maßregel, die allerdings den einzelnen Gemeinden überlassen blieb. In Berlin besteht der obligatorische Fortbildungsschulbesuch seit sftOö. Neuerdings haben sich zu diesen Fortbildungs­anstalten sür die männliche Jugend auch solche für die weibliche gesellt?)

Auch hinsichtlich des früher gänzlich vernachlässigten weiblichen Geschlechts war es Berlin, das mit der Rezeption des Gedankens von der Notwendigkeit besserer allgemeiner Bildung als eine der ersten Städte voranging. Zunächst im Sinne einer praktischen Ausbildung. Als Parallelanstalt zu der Heckerschen Realschule wurde eine Mädchenschule eingerichtet, die denTöchtern der mittleren Stände einen für das häus­liche Leben brauchbaren und gemeinnützigen Unterricht" erteilen sollte. Aber noch Friedrich der Große war ein Gegner alles eigentlichen Unterrichts für Mädchen über den ein­fachsten Volksschulunterricht hinaus. Der nationale Aufschwung in Preußen erst brachte eine Änderung dieser Ansichten mit sich. Die erste staatliche Anstalt für Ausbildung von Mädchen zu Lehrerinnen war die Königliche Luisenstiftung zu Berlin (s8ss), dem aber erst s832 die erste Königliche höhere Mädchenschule in Verbindung mit einem eigent­lichen Lehrerinnenseminar folgte. Die s837 vom brandenburgischen Provinzialschul­kollegium erlassene Prüfungsordnung für Lehrerinnen regelte endlich staatlich die Aus­bildung für diesen ersten höheren Beruf für Mädchen?)

Wie in dem skizzierten Entwicklungsgänge der Neuzeit die Mark Branden­burg nur wenig Eigenart auf dem Gebiete des Schulwesens behalten konnte, so hat auch die märkische Universität im allgemeinen nur an der Entwicklung der deutschen Hochschulen teilgenommen. Die Gründung der Berliner Hochschule hatte unter der Ägide Wilhelm von Humboldts die Gefahr beseitigt, welche den deutschen Universitäten durch das von vielen unterstützte Streben, sie zu hohen Fachschulen, zu Akademien, herab­zudrücken, gedroht hatte; denn Berlin wurde jetzt das Vorbild für die anderen preußi­schen Universitäten als Anstalten für wissenschaftliche Forschung und zugleich für streng wissenschaftlichen Unterricht. Hier in Berlin wurde auch zuerst das vorher schon in Halle und Göttingen erprobte Mittel für die Einführung in die wissenschaftliche Tätigkeit in ausgedehntem Maße heimisch: die wissenschaftlichen Universitäts seminare und die praktischen Ubungseinrichtungen, die Universitäts institute.

An den politischen Bestrebungen der deutschen Universitäten und besonders der Studentenschaft hat die Berliner Hochschule verhältnismäßig wenig tätigen Anteil ge­nommen: Berlin war nicht die geeignete Atmosphäre für stürmische Verkündung poli­tischer Ideale. Sie hat deshalb auch nicht allzu schwer unter den Demagogenverfol­gungen und der Reaktion zu leiden gehabt. Dennoch war der Geist freien Denkens, Forschens und Lebens auch an ihr so unzweideutig ausgeprägt, daß sie den Gewalthabern der Reaktion verdächtig genug war, und es z. B. den österreichischen Studenten zur Zeit

Die Darstellung der gegenwärtigen Verhältnisse in der Provinz Brandenburg wird darauf wieder zurückgreifen.

2) Linen Überblick über heimatliche Bestrebungen zur Leibesbildung wird man unter der Gegenwartsübersicht finden.