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der Regierung des Grafen Thun noch verboten wurde, die Hochschule an der Spree zu beziehen (is8U). —
Die Wissenschaft) an der Hochschule der Provinz wie an der Akademie und ihren übrigen Organen hatte am wenigsten durch rückschrittliche Tendenzen und einschränkende Maßregeln engherziger Regierungen zu leiden: die schon unter dem aufgeklärten Absolutismus herrschend gewordene Anschauung von dem Segen ungehinderter Forschung war bereits zu fest begründet, als daß an ihr ernsthaft gerüttelt werden konnte, bis es die Verfassung für den Gesamtstaat noch ausdrücklich aussprach: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. Und so hat die Wissenschaft vor und nach der Revolution in der Mark Brandenburg die regste pflege erfahren: hier war durch Akademie und Universität in Berlin eine Zentralstätte geschaffen, und als solche gilt die jetzige Reichshauptstadt mit vollem Rechte noch jetzt. Der Aufgabe dieser Zeilen entsprechend, können wir hier weder die Geschichte der Universitäten noch die der einzelnen Wissenschaften verfolgen, da eben beide keinen provinziellen Charakter haben. Die Mark hat aber an der Entwicklung der Wissenschaft ihren Anteil durch diejenigen Geister, welche sie durch Geburt ihre Heimat nannten oder welchen sie durch Beruf und Leben zur Heimat wurde. Zn Anbetracht der Menge der hierhergehörigen Männer müssen wir uns leider zumeist mit einer Aufzählung von einigen der berühmtesten Namen begnügen, die ohne strenge systematische Folge nach den einzelnen Wissenschaften gruppiert werden, wobei wir aber im allgemeinen nicht den lebenden Koryphäen zu nähern uns erkühnen.
Wir entsinnen uns, daß das erste, große wissenschaftliche Znstitut der Mark Brandenburg, die Sozietät der Wissenschaften, auf dem Grunde einer astronomischen Forderung, einer verbesserten, staatlichen Kalenderherstellung und eines damit verbundenen staatlichen Kalendermonopols, aufgerichtet wurde. Die Astronomie hat seitdem fort und fort in der Wissenschaft unseres Gebietes eine hervorragende Stelle eingenommen.
War der erste von Staats wegen eingesetzte Aalenderberechner, Gottlieb Kirch aus Guben, ein Märker, so reihen sich diesem bald andere berühmte Namen märkischer Astronomen an. Geborene Brandenburger waren z. B. die eifrigen und erfolgreichen astronomischen Dilettanten Wilhelm Beer, der Bruder des Komponisten Meyerbeer, und Zoh. Heinrich von Mädler, die gemeinsam eine private Sternwarte errichteten und dort eine wertvolle, länger gebrauchte Mondkarte ausarbeiteten. Der letztere, der zunächst ein einfacher Schreiblehrer gewesen war, konnte nach eindrucksvollen Anfängen die wissenschaftliche Laufbahn ergreifen, wurde darauf an die neu erbaute Berliner Sternwarte berufen, ging dann aber nach Dorpat. Ferner ist später als geborener Berliner der AstrophyfikerZoh. Karl Friedrich Zöllner (gest. 1882) zu nennen. Ihre berufsmäßige Wirksamkeit fanden in Berlin u. a. Zoh, Franz Encke, der Nachfolger von Tralles, im astronomischen Sitze der Akademie, der sich um die Kometenforschung große Verdienste erwarb und der
st Außer den bereits angeführten Werken über die Geschichte der Berliner Akademie und der Berliner Universität wurden noch die allgemeinen Hilfsmittel zur Geschichte der Wissenschaften zu Rate gezogen. Diese sind zu bekannt, als daß sie hier aufgeführt zu werden brauchten. Die Schwierigkeit ihrer Benutzung bestand in der notwendigen fortgesetzten Bezugnahme auf ein eng begrenztes territoriales Gebiet, welchen Gesichtspunkt man natürlich in der Geschichte einer Wissenschaft kaum jemals berücksichtigt findet.