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Tholerabazillus und deren Reinkulturen gelang. Besondere Bedeutung für die Berliner Universität wie für die universale Wissenschaft erlangte Rudolf Virchow. Obgleich nicht innerhalb der Grenzen der Mark geboren, verknüpften ihn die wesentlichen Erfolge seiner vielseitigen Tätigkeit mit der Berliner Aiwa mster. Geboren war er s82s in Pommern, studierte darauf in Berlin an der Universität und konnte sodann besonders an der Eharitß die reichsten Erfahrungen sammeln. In dem mit einem anderen Gelehrten gemeinsam herausgegebenen „Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie" legte er seit 18^7 seine eindringenden Forschungen nieder. Er wurde der Begründer der modernen Zellular-Pathologie, welche alle Vorgänge im menschlichen Körper, zumal alle krankhaften, auf durch die Reizbarkeit der einzelnen Zellen im Organismus entstehenden Veränderungen zurückführt. Vor allem die Erkenntnis von Tuberkulose, Krebs und anderen krankhaften Umbildungen wurde durch diese Anschauungsweise gefördert. Als freisinniger Politiker und erklärter Demokrat mußte er seine Lehrtätigkeit in Berlin im Jahre 1849 aufgeben, ging nach Würzburg, wurde jedoch 1856 als ordentlicher Professor und Direktor des pathologischen Instituts an der Universität wieder zurückgerufen, wo ihm mehr und mehr die höchsten staatlichen Ehren und Stellungen zuteil wurden. Ein Bahnbrecher wurde er ferner auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege, für die er in ganz Deutschland maßgebend wurde. Seine zahlreichen Werke und Aufsätze erstrecken sich auf die verschiedensten Gegenstände. Er ist 1902 in Berlin gestorben. — Zu den berühmtesten Chirurgen gehörte der Livländer Ernst von Bergmann, der Nachfolger des ebenfalls berühmten Langenbeck, der spätere Generalarzt der deutschen Armee, -er also solcher in Berlin sehr populär war (gestorben 1907)?) —
Die Erdkunde in ihrer wissenschaftlichen Gestalt ist — wie man sagen kann — geradezu von Berlin ausgegangen. Hierher gelangte nach mehrfachem Wechsel des Aufenthalts der erste Geograph seiner Zeit, Anton Friedrich Büsching. Im Jahre 1724 im Lippeschen geboren, besuchte er Schule und Universität zu Halle. Als Theolog wurde er bald vielfach angefeindet: Göttingdü, Petersburg, Altona mußten ihn der Reihe nach beherbergen. Von Altona aus wurde er 1766 als Oberkonsistorialrat und Direktor des „Grauen Klosters" nach Berlin gerufen. Hier starb er 1793. Seine „Allgemeine Erdbeschreibung" ist das erste geographische Werk wissenschaftlicher Art und führte die statistische Methode in die Geographie ein. Danach sind noch eine Reihe berühmter Geographen mit der Geschichte der Mark verbunden. Einen gewissen Anteil an dem dortigen Aufschwung der Geographie hat deren Bedeutung für die Kriegführung, so daß die Kartenzeichnung vielfach in den militärischen Dienst genommen wurde. Der bekannte Kartograph Theodor Emil von Sydow, geboren zu Freiberg, war preußischer Offizier und Divisionslehrer. Im Jahre 1843 kam er als Mitglied der Obermilitär- Eraminationskommission nach Berlin, wo er Lehrer des Prinzen Albrecht von Preußen und Dozent an der Kriegsschule wurde. Später ist er in den Großen Generalstab und an die Kriegsakademie gekommen (gest. 1873). Bekannt ist
ebenfalls der Name Heinrich Kieperts, der 1818 zu Berlin geboren wurde.
9 Als hervorragender Förderer der Tierheilkunde ist noch Moritz Fürstenberg, geboren in Berlin, zu nennen (st Z 872 ).