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Philologie und Sprachwissenschaft haben in Berlin glänzende Triumphe gefeiert. Wir hatten gesehen, wie bei der Gründung der Berliner Universität Friedrich August Wolf, der aus Nordhausen stammte, und sich im Schulamte bewährt hatte, seinen Ruhm und seine Methode, seine Auffassung und seine Lehrbefähigung von Halle nach Berlin verpflanzte. Nach kurzer Zeit empfand er jedoch Unzufriedenheit mit der Akademie wie mit der Universität und zog sich mehr und mehr zurück. Gestorben ist er 4824 . Bald nach ihm war auch August Böckh nach Berlin gekommen, wo er in der langen Zeit von 4844 —4867 eine ungewöhnliche Zierde der Hochschule blieb. Viele der philologischen Gelehrten sind aus dem höheren Schulamte in die rein wissenschaftliche Laufbahn gelangt. Als Professor am Ioachimsthalschen Gymnasium lebte seit 1789 Phil. Karl Buttmann in Berlin, ohne aber jemals ein akademisches Amt bekleidet zu haben. Seine griechischen Grammatiken haben ihn jedoch auf längere Zeit zu einer Autorität für Schule und Wissenschaft gemacht (gestorben 4829 ). — Der echtmärkische, 4792 zu Berlin geborene Karl Gottlob Zumpt war erst Lehrer am Friedrich- Werderschen Gymnasium, am Ioachimsthalschen Gymnasium, an der Kriegsschule und erhielt 1827 eine Professur an der Universität. Auch sein Hauptruhm gründet sich auf Hebung des klassischen Sprachunterrichts auf den höheren Schulen (gestorben 1849). — Sein Nesse Aug. Wilh. Zumpt war 1837—1877 an drei verschiedenen Gymnasien zu Berlin als Lehrer angestellt und hat wertvolle Arbeiten zum altrömischen Leben und römischen Rechte veröffentlicht. Einer der Altmeister unter den Klassisch-Philologen war noch der Berliner Immanuel Bekker (4785—1871), der besonders die griechische Handschriftenforschung förderte und ebenfalls schon seit 48 40 der Hochschule angehörte. Ein Sohn der Mark war ferner der bedeutende philolog Gottfried Bernhard y. Er war zu Landsberg in der Neumark geboren, hatte seine Bildung auf dem Ioachims- thalschen Gymnasium sowie unter Wolf und Böckh erlangt und war 4825 Professor an der Universität geworden. Schon nach vier Jahren ist ör dann aber nach Halle gegangen, wo er bis 4875 tätig gewesen ist. Seine Syntax der griechischen Sprache und seine Literaturgeschichten des römischen und des griechischen Volkes sind Werke von bleibendem Werte. Von dem hervorragenden Organisator im Schulwesen, Hermann Bonitz, der zugleich ein vorzüglicher Kenner des Griechischen, zumal von Plato und Aristoteles war, war bereits die Rede. — Auch Georg Turti> us, Friedr. Christian Haase, August Meinecke, Martin Hertz, Hermann Usener, Theodor B er g k, Ioh. Vahlen, Moritz Haupt, (Otto Ribbeck, Heinrich Keil haben nicht nur in Berlin studiert, sondern haben daselbst auch als Lehrer an Gymnasien und an der Universität gewirkt.
Die mit der klassischen Philologie verbundene Altertumskunde, die Archäologie, darf in der Mark ihre eigentliche Geburtsstätte sehen. Hier wurde zu Stendal ihr Begründer Ioh. Joachim Winckelmann 4707 geboren, der zwar seine Bildung hier sich erwarb und auch fünf Jahre lang zu Seehausen in der Altmark Konrektor gewesen ist, doch dann fast immer im Auslande, in Welschland, inmitten seiner Wissenschaftsobjekte, gelebt und gearbeitet und auch hier sein Ende durch Mörderhand gefunden hat (gest. 4768).
Ein namhafter Archäolog war später der in Nordhausen beheimatete Karl Bötticher. Dieser studierte seit 4827 auf der Berliner Bauakademie, wurde dann