Part 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Place and Date of Creation
Page
520
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

520

die sich zur Aufgabe macht, das ganze, echt deutsche Wesen wissenschaftlich und geschichtlich zu erforschen und durch Darlegung neu zu beleben. Das geschah am gründlichsten auf dem Gebiete der älteren deutschen Sprache und Literatur und sodann auf dem des heimisch­deutschen Rechtes. Eine Verbindung von altklassischer und deutscher Philologie stell! der große Karl Lach mann dar. Dieser war in Braunschweig geboren si7h3), kam nach den napoleonischen Kriegen nach Berlin an das Werdersche Gymnasium, habilitierte sich hier und wurde nach einem Aufenthalt als Professor an der Königsberger Universität im Jahre 1821 Professor in Berlin, 1830 Akademiemitglied und starb hier 1,851. Gr ist der Kleister der streng methodischen Kritik, die er in gleichem Maße auf altgriechische, auf altdeutsche, wie aus moderne Literaturprobleme anwandte. Gr hat die Liedertheorie für das Nibelungenlied aufgestellt, so Wolfs hoinerkritik auf ein anderes Held über­tragend. Ausgezeichnete Ausgaben zur mittelhochdeutschen Literatur haben die Kenntnis von derselben wesentlich vertieft. Gbenso hat Moritz Haupt, ein geborener Sachse, als Nachfolger Lachmanns und als Professor der klassischen Philologie in Berlin H853 bis 1871) bis zu seinem Tode gewirkt, nachdem er sich schon zuvor in Leipzig auch in germanistischen Forschungen einen Namen gemacht hatte. Die Zeitschrift für deutsches Altertum hat er in langen Jahren zu einem unentbehrlichen Rüstzeug der Gelehrten gemacht. Als Vertreter der deutschen Philologie, der Germanistik, ragte aber vor allem wieder ein Brüderpaar hervor, das in treuem Zusammenarbeiten unvergänglichen Ruhm auf die Spree-Universität gehäuft hat, ohne daß es in der Mark beheimatet gewesen wäre: Die Gebrüder Grimm, beide zu Hanau gebürtig. Der ältere Bruder, Jakob Grimm, war 1785 geboren, hatte sich als Bibliothekar und Staatsmann betätigt, als er seit 1830 in Göttingen Vorlesungen über deutsche Sprache und Literatur hielt. 1811 wurde er als Akademiemitglied nach Berlin gerufen, wo er endgültig geblieben ist. Gr ist der Begründer der historischen Grammatik; aber seine Forschungen umspannten den ganzen Kreis des altdeutschen Lebens: Deutsche Grammatik, deutsche Rechtsaltertümer, deutsche Mythologie, Geschichte der deutschen Sprache, deutsche Rechts­erkenntnisse (Weistümer), deutsche Märchen, und er gab eine große Anzahl von Ausgaben altdeutscher Literaturdenkmäler. Zm Jahre 1863 ist er gestorben. Sein jüngerer Bruder Wilhelm, im Jahre 1786 geboren, kam ebenfalls 1841, nach Berlin, wo er 185h starb. Zn seltener Brüderlichkeit mit Zakob verbunden, und durchaus verwandten Zielen zustrebend, richtete er sein Augenmerk mehr auf die deutsche Poesie des Mittelalters. Neben den Märchen, die er gemeinsam mit Zakob in klassischer Form dem deutschen Volke wieder­schenkte, waren die Geschichte des Reims, die deutsche Heldensage und ebenfalls viele Aus­gaben die Zeugen eines tiefschöpfenden, poetisch fühlenden deutschen Gemüts in der Rüstung umfassender Wissenschaft.

Die Zahl der Schüler dieser Meister ist groß. Der Berliner Theodor heinsius, Ober­lehrer und Prorektor am Friedrich-Werder-Gymnasium, machte die Grgebnisse der For­schung durch seine deutsche Sprachlehre und seine Geschichte der deutschen Literatur bekannt. Gin anderer Germanist wurde durch zwei vornehme Berliner Häuser in der märkischen Hauptstadt heimisch: Karl Wilhelm Ludwig heys e, ein Oldenburger, wurde Grzieher im Hause Wilhelms von Humboldt und darauf in dem Mendelssohns Bartholdy. 182h wurde er Professor an der Universität. SeinLehrbuch der deutschen Sprache" und sein