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Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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System der Sprachwissenschaft" waren für ihre Zeit bedeutende Werke. Ein Ucker­märker von altem Schrot und Korn war Heinrich vonder Hagen. In Schmiede­berg 1780 geboren, besuchte er die Schule zu prenzlau, studierte in Halle und wurde schon 18sO als Professor der deutschen Sprache nach Berlin gezogen, wo er mit kurzer Unterbrechung bis zu seinem Tode (s856) geblieben ist. Er hat zuerst das Altdeutsche in die Universitätsstudien eingeführt; seine Ausgaben alter Dichtungen sind freilich vielfach inzwischen überholt.

Bis fast'an die Gegenwart heranreichend ragt unter den Berliner Neuphilologen Wilhelm Scherer hervor, ein Niederösterreicher, der 1877 Wohnsitz und Lehrstuhl in Berlin einnahm, wo er bald auch Mitglied der Akademie wurde. DieDenkmäler deutscher Poesie und Prosa" (gemeinsam mit Müllenhoff), die Forschungen über die geistliche Dichtung des Mittelalters, die vielgelesene, großzügige deutsche Literaturgeschichte bezeichnen die Höhepunkte seines Lebenswerkes. Er starb 1886. An der Spree stand die Wiege von Hans Ferdinand Maß m a n n (s7ft7). Er hat sich außer durch Arbeiten über althochdeutsche Sprache und Quellen auch durch erfolgreiches Eintreten für die Sache der deutschen Turnerei als Turnlehrer und als Organisator des preußischen Turn­unterrichts einen Namen gemacht. Er wurde Professor in Berlin und starb 1874- in Muskau. Auch Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel, ein ausgezeichneter und vielseitiger Germanist, war ein Sohn der Mark. Im Jahre 1806 zu Berlin geboren, folgte er schon 1833 einem Rufe an die Hochschule zu Basel, wo er bis zu seinem Tode (l86ft) verblieb.

Daß Achim von Arnim, der bekanntlich Berlin seine Geburtsstadt nannte, durch seine VolksliedersammlungDes Knaben Wunderhorn" mit in diesen Kreis gehört, wird man an anderer Stelle dieses Werkes Nachlesen können. Wenige berühmte Namen vermag aus Berlin die Wissenschaft der übrigen neueren Sprachen aufzuweisen. Der bedeutendste deutsche Romanist nächst Diez ist aber wohl Adolf Tobler gewesen. Der Schweizer Kanton Zürich war seine Heimat; von der Universität Bern aus wurde er nach Berlin gerufen, wo seine Verdienste bald auch durch die Mitgliedschaft an der Akademie anerkannt wurden.

Die Berliner Universität hat sich auch das Verdienst gesichert, das große Sprachgenie eines Franz Boppzu sich herangezogen und damit die Entwicklung der gesamten neueren sprachvergleichenden Wissenschaft an sich gekettet zu haben. Bopp war 1791 zu Mainz geboren, ging längere Zeit nach Paris, um dort die orientalischen Sprachen zu studieren, worauf im Jahre 1816 schon seine epochemachende SchriftÜber das Konjugations­system der Sanskritsprache in Vergleichung mit der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache" erschien, die mit einem Schlage alle Sprachvergleichung auf eine wissenschaftliche Basis stellte. Im Jahre 1821 wurde er darauf als Professor nach Berlin gerufen, wo er bis an sein Ende (1867) geblieben ist. Mit der Sprachvergleichung hing auch die Entwicklung der allgemeinen Sprachwissenschaft, der Sprachphilosophie, der Völkerpsychologie usw. zusammen. Epochemachend war in dieser Richtung Wilhelms vonHumboldtÜber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts", welche Schrift (1835) die Einleitung zu seinem großen WerkeÜber die Kamisprache auf der Insel Java" war.