Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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wurde zu Berlin 18s9 die Gesellschaft für Deutschland ältere Geschichtskunde gegründet und deren gewaltige Auellenverössentlichung der ^lonnmsntg. Oormaniao Historien ins Werk gesetzt. Im Jahre der Gründung dieser Vereinigung veröffentlichte der junge Gelehrte Georg Heinrich pertz aus Hannover seine erste größere Schrift über die Ge­schichte der merowingischen Hausmeier. Daraufhin wurde er Mitarbeiter und bald darauf, seit 1823 der Leiter dieses großen Unternehmens, das der Staat mehr und mehr finanziell unterstützte. Seit f8H2 lebte er als Oberbibliothekar und Regierungsrat gänzlich in Berlin, starb jedoch nach seinem Rücktritt von der Leitung des Unternehmens in München (s876), zwei Jahre nach seiner Amtsniederlegung. Außer seinen (Huellenpublikationen innerhalb der Nonnmonta sind bedeutende Werke von ihm:Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein" (sechs Bände), undDas Leben des Feldmarschalls Grafen Neithart von Gneisenau", Denkmäler historischer Forschung und biographischer Kunst. Dis kritische Behandlung der historischen Handschriften und deren Sammlung hat durch ihn fortgesetzt die regste Förderung erfahren. An pertz' Stelle in der Leitung der Nounmonta wurde danach Georg Waitz aus Göttingen berufen (gest. 1884). Im Jahre der Jenaer Niederlage Preußens trat der dänische Finanzmann B. Georg Niebuhr in den preußischen Staatsdienst. Seiner wurde schon oben Erwähnung getan. Mit ihm begann eine neue Epoche nicht nur für die Behandlung der römischen Geschichte, sondern für die strengere historische Kritik überhaupt. Auch als Philologe hat er gewirkt. Nachdem er 1,823 nach Bonn gegangen war, gründete er mit anderen Gelehrten das einflußreicheRheinische Museum für Philologie". Ein hervorragender Mitarbeiter der historischen Monumentensammlung war u. a. auch Philipp Iaff 6, aus der Provinz Posen gebürtig, bis ein Konflikt mit pertz ihn veranlaßte, sich auf seine Universitäts­tätigkeit zurückzuziehen. Neben seiner Auellenausgabe zur Papstgeschichte ist seine bibliographische Libliotbson rsrnm Oormanioarnm (1864) ein Meisterwerk.

Im Jahre 1823 kam der Mann nach Berlin, der der gesamten Geschichtschreibung der Neuzeit seinen Stempel aufgedrückt hat: Leopold vonRanke. Thüringen ist seine Heimat (geb. skftö), Schulpforta und Leipzig die wesentlichen Stätten seiner Bildung; dann wurde er Oberlehrer am Gymnasium zu Frankfurt a. d. O. Von hier aus erregte er bereits die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt durch bedeutende Ver­öffentlichungen und wurde nach Berlin gerufen, wo er bis zu feinem Tode (1886) eine unvergleichliche Tätigkeit als Forscher und akademischer Lehrer entfaltet hat. Seine Schule" umfaßt die hervorragendsten Namen der neueren Geschichtsforschung, wie z. B. Weitz, Duncker, A. Schmidt, Giesebrecht, Sybel, Roscher, Dümmler u. a., und feine Grundsätze gaben der gesamten deutschen Wissenschaft das Gepräge: Auffindung und kritische Benutzung der echten Auellen ist ihm das Wesentliche. Daraus ergibt sich eine völlig objektive, leidenschaftslose Betrachtung und Wiedergabe der Tatsachen,wie es eigentlich gewesen ist." Diese Ideale waren vor ihm noch von keinem in gleicher Weise erreicht worden. Einige seiner Hauptwerke mögen kurz namhaft gemacht werden:Die römischen Päpste im s6. und 17. Jahrhundert",Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation",Neun Bücher preußischer Geschichte" und schließlich seineWeltgeschichte". Seit s84ft führte Ranke den Titel eines Königlichen Historiographen und wurde 1863 geadelt. Seit s87l lebte er ohne Ämter ganz seiner Wissenschaft, wurde noch durch den