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Titel eines Wirklichen Geheimen Rates ausgezeichnet und von der Stadt Berlin zum Ehrenbürger ernannt. 1,886 ist er im hohen Alter gestorben.
Einer seiner hervorragendsten Schüler, Heinrich von Svbel, hat in einer Gedächtnis- redeh den Einfluß geschildert, den Berlin auf die wissenschaftliche Entwicklung Rankes ausgeübt habe. „Die öffentliche Meinung schlummerte (4825); da fand die Wissenschaft ungestörte Ruhe, und nicht oft hat eine Stadt eine solche Menge bahnbrechender Geister in ihren Mauern vereinigt wie das damalige Berlin. Es waren die Jahre in welchen auf unserem märkischen Boden Hegel die Philosophie, Schleiermacher die Theologie reformierten, Wilhelm von Humboldt seine tiefsinnigsten Untersuchungen erscheinen ließ, Savignv und Eichhorn die Rechtswissenschaft auf neue Grundlagen stellten, Böckh die Philologie zu einem Zweige der Geschichte umgestaltete, Bopp die vergleichende Sprachwissenschaft, Ritter die moderne Geographie in das Leben rief." Zn diesen Kreis trat damals also Leopold Ranke ein. Reihen wir dem Großen einige seiner bedeutendsten Schüler an. Der Düsseldorfer, Heinrich Sybel, studierte 1834—28 unter Ranke in Berlin. Nach ruhmreicher Laufbahn an verschiedenen Universitäten wurde er 4875 Geheimer Gberregierungsrat, Direktor der preußischen Staatsarchive und Mitglied der Akademie. Er gab mit Max Duncker vereint die politische Korrespondenz Friedrichs des Großen heraus, aber sein Hauptwerk war die Geschichte der Revolutionszeit in fünf Bänden ( 4789 —186X4). Echte Berliner Söhne waren die folgenden: Wilhelm von Giesebrecht, der auf dem Grauen Kloster sich zur Universität vorbereitete, nach vollendetem Studium zwanzig Jahre lang Lehrer am Zoachimsthalschen Gymnasium war, bis er 1887 als Professor nach Königsberg und! später nach München gerufen wurde, nachdem die ersten Bände seines Hauptwerkes „Geschichte der deutschen Kaiserzeit" erschienen waren. — Ernst Dümmler, 4830 zu Berlin geboren, wurde schon 4858 Professor zu Halle, war dann Mitglied der Zentraldirektion für die Nonu- rnontu in Berlin und des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Die Geschichte des Gstfränkischen Reichs, Kaisers Gtto des Großen, die Dootak Intini aovi Oarolini bezeichnen die Hauptstücke seines Lebenswerkes. — Wie Dümmler war ebenso ein Berliner Buchhändlerssohn Max Duncker, der 4844 geboren war. Er wird 1842 Professor in Halle, geht dann, weil politischer Vppositionsmann, nach Tübingen, wird aber 485h in das preußische Staatsministerium gerufen, worauf er zum Direktor der preußischen Staatsarchive ernannt wird. Er schrieb vor allem eine Geschichte des Altertums und Abhandlungen zur preußischen Geschichte. — Noch mehr war die preußische Geschichte das Arbeitsfeld von Zoh. Gustav Droysen, der aus Treptow in Pommern stammte. Auch er war Gberlehrer am Grauen Kloster zu Berlin, als er 4835 eine Professur erhielt. Auf seine Geschichte Alexanders des Großen folgte seine Geschichte der Freiheitskriege und das Leben des Feldmarschalls Grafen tzork von Wartenburg. Aber erst 1859 kam er nach Berlin als Kniversitätsprofessor, wo er sein Hauptwerk, die Geschichte der preußischen Politik bis auf Friedrich den Großen, vollendete. —
Ungefähr gleichzeitig mit Ranke wirkte Friedrich von Raumer in Berlin, wo er, ein Anhaltiner, seit 4849 an der Hochschule lehrte und das Amt eines Sekretärs der Akademie bekleidete. Am bekanntesten ist seine Geschichte der Hohenstaufen und die
9 Abhandl. d. Rönigl. Akademie der Wissenschaften zn Berlin. 1886.