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Geschichte Europas seit dem Ende des 15, Jahrhunderts. Auch als Diplomat, Politiker, und Volksvertreter hat er sich einen Namen gemacht. Dagegen ging der Thüringer Heinrich Leo, der 1,822 nach Berlin kam, hier Professor und Bibliothekar wurde, bald weiter nach Halle sgest. 1878), während der Lachse Heinrich Gotthard vonTreitschke, nachdem er 1866 nach Berlin gekommen war, zum begeisterten und treuen Preußen wurde. Er redigierte zunächst die preußischen Jahrbücher, war aber seit 1874 auch Lehrer an der Universität. Leine Deutsche Geschichte im Ich. Jahrhundert atmet den höchsten Nationalismus. — Noch ein Ltern erster Größe strahlt aber lange Zeit in dieser historisch so fruchtbaren zweiten Hälfte des Ich. Jahrhunderts: Theodor Mommsen. Er war in der Provinz Lchleswig geboren (I817>, begann als Jurist und wurde Professor zu Leipzig, Zürich und Breslau. Leit 1858 war er in Berlin Professor und bald auch Akademiesekretär. Von der Akademie wurde er mit der Lammlung des großen 6orpns insoriptiovuiv lntinurum betraut, nachdem er sich als unvergleichlichen Nenner der altitalischen Verwaltung und der dortigen Dialekte erwiesen hatte. Viele Teile seiner Forschungen schmolzen schließlich zusammen in seiner berühmten Römischen Geschichte (1854—85). Auch an den (Zuellenausgaben der „Monuments" war er hervorragend beteiligt. Leine Forschungen wie seine Auffassungen im einzelnen schlossen den historischen, philologischen, juristischen Ltandpunkt in sich, und mit vollem Rechte hat man von seiner- vielseitigen Tätigkeit als von einem bewunderungswürdigen Großbetriebe der Wissenschaft gesprochen. — Ernst Turtius, in Lübeck 181,4 geboren, studierte u. a. in Berlin, wurde nach längeren Studienreisen dort Lehrer am Französischen und Zoachimsthalschen Gymnasium und erhielt 1844- eine außerordentliche Professur. Dieses Lehramt vertauschte er jedoch mit einem in Göttingen, bis er 1863 nach Berlin als ordentlicher Professor zurückkam. Längst schon war er Mitglied der Akademie. Leine Forschungen beziehen sich fast alle auf das alte Griechenland in geographischer und geschichtlicher Hinsicht, und seiner vornehm populären Darstellung verdanken die gebildeten Kreise eine wachsende Kenntnis der alten Hellenen. Er vermittelte auch im Jahre 1874 die Erlaubnis der Regierung zu Athen zu den großartigen Ausgrabungen bei Olympia durch das Deutsche Reich.
Als bekannte Historiker, die ebenfalls in Berlin gewirkt haben, seien noch die nachstehenden erwähnt. Die beiden Prutz, Vater und Lohn (Robert und Hans), waren vorübergehend hier tätig, besonders war der jüngere als Oberlehrer an der Friedrich- Werderschen Gewerbeschule und darauf an der Universität angestellt. Mehrere ausgezeichnete geschichtliche Londerdarstellungen haben ihn, der später nach Königsberg ging, bekannt gemacht. — Ein geborener Altenburger, kam Bernhard Erdmannsdörffer von München aus nach Berlin, arbeitete hier mit an dem vom späteren Kaiser Friedrich III. veranlaßten Werke über die Geschichte des Großen Kurfürsten, war eine zeitlang Lehrer an der Kriegsakademie und wurde 186Y Professor der Universität, die er aber bald wieder verließ, um andere Lehrstühle einzunehmen.
Literatur- und Kunstgeschichte dürfen wir an dieser Stelle hier füglich unbeachtet lassen, da diese Zweige der Geschichtswissenschaft in innigerem Zusammenhänge mit den Gegenständen ihrer geschichtlichen Betrachtung stehen, die an anderen Orten dieses Werkes Berücksichtigung finden.