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der, in Heilbronn geboren, 1(882 nach Berlin kam. Er wurde der Gründer des einflußreichen „Vereins für Sozialpolitik". Die Wirtschaftsgeschichte ist durch ihn wesentlich gefördert worden. — Im Kreise der sogenannten Staatssozialisten müssen auch noch Lujo Brentano aus Aschaffenburg und Adolf Stöcker aus Halberstadt erwähnt worden, von denen der erstere in Berlin seine akademische Laufbahn begann, der letztere lange Zeit eine Bedeutung als Gründer der christlich-sozialen Partei und Führer der Antisemiten in Berlin erlangte.
Aus der Mark stammte auch Rudolf Meyer, ein fleißig arbeitender, volkswirtschaftlicher Schriftsteller, der besonders die Entwicklung des vierten oder Arbeiterstandes in seinen Schriften geschichtlich und kritisch verfolgte. — An Berliner Schulen war Richard vonKaufmann tätig, ein geborener Kölner, der Lehrer der Nationalökonomie an der landwirtschaftlichen Hochschule wurde. Ein Amt im Finanzministerium legte er nieder, um eine Professur an der technischen Hochschule zu Aachen zu übernehmen. Eine starke, trotzige Individualität besaß der Berliner Eugen Dühring. Im Jahre s835 geboren, studierte er in seiner Vaterstadt die Rechte, habilitierte sich (864 als Nationalökonom, da ihn ein Augenleiden im praktischen Amte hinderlich wurde. Bald aber begannen an der Universität Streitigkeiten mit der professorenschast, die er des Nepotismus zieh, bis sein Ausschluß aus dem Lehrkörper erfolgte. Er strebte eine Verbindung der Nationalökonomie mit der exakten Naturwissenschaft an. Auch in seinen rein philosophischen Arbeiten fußt er durchaus auf den Ergebnissen moderner Naturerkenntnis. Seine Schriften „Kapital und Arbeit", „Der Wert des Lebens", „Kritische Grundlegung der Volkswirtschaftslehre", „Kritische Geschichte der Philosophie", „Kritische Geschichte der allgemeinen Prinzipien der Mechanik" usw. sind Arbeiten von bedeutendem und dauerndem Werte: Er vermittelt uns auch einen natürlichen Übergang zu der philosophischen Wissenschaft.
Wie an der Schöpfung der Berliner Akademie der erste große Philosoph der Deutschen, Leibniz, wesentlich beteiligt war, wie später an der Wiege der Berliner Hochschule die Umbildung der Lebensanschauungen in philosophischem Kleide durch die umwertenden Lehren eines Ioh. Gottl. Fichte geschah, so hat sich die Wissenschaft der Prinzipien fort und fort im höheren Geistesleben von Berlin und seiner Bevölkerung als ein Faktor von Bedeutung erwiesen, vor allem aber an der Universität stets eine hervorragende Stellung behauptet. Außer den eben schon genannten Männern der ersten Akademieperiode, als die Wissenschaft im allgemeinen noch der Zügel der Theologie nicht entbehren zu können glaubte, eroberten sich den Vorrang im Ansehen die Schüler von Christian Wolfs, die sich zur Zeit des großen Friedrich, des „Philosophen auf dem Throne" in seiner Hauptstadt sammelten. Es braucht nur an Namen wie Friedrich Nicolai, Moses Mendelssohn, Thomas Abbt, erinnert zu werden, um Berlin als Mittelpunkt der deutschen Aufklärung sich in das Gedächtnis zurückzurufen, worauf der Idealismus und die Pflichteulehre Kants herrschend wurde. Wie weit dabei Größen der schönen Literatur wie Lessing, Herder, Schiller eine Rolle auch in Hinsicht der wissenschaftlichen Gedankenwelt spielten, wird man aus der Literaturgeschichte entnehmen können. Dann kam die Zeit der politischen Erhebung Preußens, die vor allem durch die Philosophie Fichtes und Schleiermachers ihren Stempel erhielt; später sollte die Philosophie eine Stütze positiv-