— 53> —
den aus Berlin stammenden Hegelianern ist Karl Ludwig Michelst zu nennen. Im Jahre 1801 geboren, war er 1825 Oberlehrer am Französischen Gymnasium zu Berlin, habilitierte sich daselbst und wurde > 829 Kniversitätsprofessor. Obgleich Schüler Hegels, zeigte er doch keine einseitige Bevorzugung von dessen Philosophie, sondern widmete sich mehr der Geschichte dieser Wissenschaft. 5o schrieb er u. a. über Aristoteles, eine Entwicklungsgeschichte der deutschen Philosophie, sowie eine „Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklungsgänge seit >775". Doch hat er auch ein „System der philosophischen Moral" verfaßt und über Rechtsphilosophie gearbeitet. Bei der Herausgabe der Werke Hegels (>832—42) war er wesentlich beteiligt. Sein Verdienst ist ferner die Gründung der Philosophischen Gesellschaft in Berlin. Durch Hegels Vorträge wurde auch Karl Fort läge, ein Theologe aus Osnabrück, zum Studium der Philosophie bewogen. Er ging darauf nach Heidelberg, kehrte aber mit Schelling nach Berlin zurück, wo er bis >845 Vorlesungen hielt, bis er in Jena eine Professur erhielt. Gestorben ist er dort > 88 >.
Ungefähr gleichzeitig mit dem Sterne Hegels war der Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings emporgestiegen. Wie jener ein Schwabe von Geburt >>775) und mit diesem als Studiengenosse anfangs eng befreundet, trennte sich später die Bahn seiner Spekulationen von Hegel. Durch Fichte und Goethe, die Schellings Genialität, in der sich künstlerische und wissenschaftliche Begabung einten, erkannten, wurde er Professor in Jena. Nachdem er dann in Würzburg und in München gewirkt hatte, wurde er >84 > nach Berlin gerufen. Da sich der Hegelianismus in seiner späteren Entwicklung allmählich für ein positives Thristentum gefährlich erwiesen hatte, sollte Schelling nunmehr unter dem König Friedrich Wilhelm IV. als Retter erscheinen, der seinerseits imstande sein würde, die Hegelsche Philosophie mit ihren Konsequenzen und der alleinigen Herrschaft der Vernunft zu widerlegen. Er hatte seit langer Zeit nichts mehr Philosophisches veröffentlicht, aber er hatte in Vorlesungen verkündet, seine „positive Philosophie" sei ein System, das Hegels Lehren unbedingt widerlege. Diesem Umstande verdankte er seine Berufung. Er hat diese Hoffnungen arg enttäuscht. Schon >846 stellte er in Berlin seine Vorlesungen ein und zog sich von der akademischen Bühne zurück. Er ist >854 in Ragaz gestorben. Seine Werke bezeichnen die Hauptmomente seines Denkens, das als objektiver Idealismus bekannt ist: „Ideen zu einer Philosophie der Natur", „System des transzendentalen Idealismus", „Philosophie und Religion"; seine Philosophie, die die Einheitlichkeit des Weltganzen im Absoluten zu erkennen meint, ist schlechthin die Identitätsphilosophie genannt worden. Vielfach seine Richtung wandelnd, hat er gerade darum sehr anregend aus andere gewirkt. Seine Naturphilosophie zählte einige Zeit lang zahlreiche Anhänger, auch unter den brandenburgischen Gelehrten. Der bestrickende Gedanke, der in der sogenannten Naturphilosophie Schellingscher Art liegt, verlockte viele, selbst im übrigen strenge und exakte Naturforscher. So war der große Mediziner R'e i l (siehe oben) im Banne dieser Anschauung. Ein leidenschaftlicher Vertreter dieser Richtung war Heinrich Steffens, ein geborener Norweger, der sich aber gänzlich der deutschen Wissenschaft und dem preußischen Staate angeschlossen hatte. Von Breslau aus, wo er Professor der Philosophie war, zog er mit in den Kampf gegen Napoleon, durch seine Reden allgemeine Begeisterung entzündend. Lange Jahre nach seiner Rückkehr wurde er >832 noch nach Berlin gerufen, wo er >845 starb. Auch er hat die vollkommene Herr-