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schaft der streng naturwissenschaftlichen Auffassungsweise nicht mehr eindämmen können. — Ein eifriger Anhänger Schellings war der Uckermärker Aarl Wilhelm Ferdinand Solger aus Schwedt. Er trat in die Ariegs-und Domänenkammer zu Berlin und wurde sodann Professor in Frankfurt a. d. V., von wo er 181 0 mit nach Berlin übernommen wurde. Er hat seine Philosophie gern in der antikisierenden Form von Dialogen dargelegt und beschäftigte sich nebenbei mit griechischer Literatur. Sein Hauptfach war die Ästhetik.
Da die hegelsche Dialektik als die Spitze eines Prinzips sich nicht wohl mehr steigern und in gerader Linie verfolgen ließ, so sahen sich schon viele seiner unmittelbarsten Anhänger genötigt, sich Einzelzweigen des philosophischen Denkens zu widmen und vom umfassenden systematischen Denken überhaupt abzusehen. Ästhetiker war der aus Merseburg stammende Berliner Staatsanwalt Julius von Airchmann, der als eifriger Demokrat schließlich s867 abgesetzt wurde (gest. 1884); ein demokratischer Gesinnungsgenosse war auch der Rügener Arnold Rüge, der durch seine Zeitschrift „Die Reform" s848 der Regierung für gefährlich galt. Er schrieb über platonische Ästhetik. Historiker der Philosophie war u. a. Friedrich Harms aus Uiel, der 1867 nach Berlin kam und hier 1,880 starb; Aarl Rosenkranz, der kurze Zeit im Berliner Ministerium tätig war, war hauptsächlich Ethiker (gest. 187h). hervorragender Philosophiehistoriker aber war der berühmte Eduard Zeller, wiederum ein Aind des Schwabenlandes. Nach Beendigung seines Studiums habilitierte er sich in Tübingen, war später Professor in Bern, Marburg, Heidelberg, worauf er 1872 nach Berlin berufen wurde. Er war der gründlichste Aenner der altgriechischen Philosophie, und seine darauf bezüglichen Geschichtswecke haben teilweise die Forschung auf diesem Gebiete zum Abschluß gebracht.
Selbständigere Denker, die für sich eigene Systeme ausgebildet haben, waren die zunächst folgenden. Unter den übrigen selbständigen Systemen hat das von herbart in Berlin anfangs am wenigsten unmittelbares Ansehen genossen. Obgleich Herbarts Anhänger, war Friedrich Eduard Beneke doch ein ganz ursprünglicher Aopf, der auf seine Weise Herbarts Lehre weiterbildete. Er war in Berlin geboren, besuchte das Friedrich-Werdersche Gymnasium, beteiligte sich 1813 als freiwilliger Jäger amBefreiungs- kriege, studierte dann in Halle Theologie, in Berlin Philosophie und habilitierte sich hier. Der Minister von Altenstein wollte jedoch keinen anderen Philosophen neben Hegel in Berlin aufkommen lassen, und Beneke wurde 1822 einfach das halten von Vorlesungen untersagt. Erst 1827 erhielt er d.azu die Erlaubnis. Mehr noch als herbart selbst gründete er seine Philosophie auf dem Grunde der Psychologie, aber er wollte dabei die Grundsätze der naturwissenschaftlichen Methode anwenden. Die Erfahrung galt ihm als die Grundlage alles Wissens, vor allem auch des Wissens von den inneren Vorgängen. Ein schweres Aorperleiden stürzte ihn in Schwermut, in der er sich 1854 zu Berlin ertränkte. — Ganz eigenartig war die Denkweise von Max Stirner, wie sich Aaspar Schmidt aus Bayreuth nannte. Er bekleidete in Berlin Ämter an höheren Lehranstalten, zog sich aber in das wissenschaftliche Privatleben zurück und starb in Berlin 1856. Seine berühmteste Schrift ist „Der Einzige und sein Eigentum" (1845,, die ihn als den Vertreter des vollkommensten und konsequentesten philosophischen Egoismus erkennen läßt. — Wieder eine andere Richtung vertrat Arthur Schopenhauer,