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daselbst, wurde aber erst 1873 ordentlicher Professor, Im Jahre IY08 ist er gestorben. Er nahm den Standpunkt einer Weiterbildung der Anschauungen Aants ein, dem er eindringende Studien widmete. Überhaupt war die historische Betrachtungsweise seinem vorsichtig abwägenden Wesen allgemein zusagend, wie auch seine Ethik verrät. Besonders kam ihm dieselbe zugute bei seinem pädagogischen Hauptwerke „Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten", durch das er für die Areise der akademisch gebildeten Lehrer wie für die Geschichte der Pädagogik eine Autorität wurde. Doch hat er fort und fort auch zu Tagesfragen der Schulorganisation das Wort ergriffen.
Lange schon vor Herbart war mit der Philosophie die Pädagogik untrennbar verbunden. Um diese systematisierte Pädagogik machten sich außer dem großen Theologen Schleiermacher innerhalb der brandenburgischen Gelehrtenwelt besonders Fr. Ed. Beneke im Herbartschen, Uarl Rosenkranz im Hegelschen Sinne (Pädagogik als System s8H8) verdient; nicht vergessen aber darf auch der Thüringer Friedrich Fröbel werden, der bekannte Schöpfer des Uindergartens und einer der wirklich wissenschaftlich denkenden Pädagogen. Er hatte außer in Göttingen in Berlin studiert. Hier kam er an das pestalozzianische plamannsche Institut als Lehrer, wurde nach dem Freiheitskriege, die er als Lützower mitgemacht hatte, Assistent am Mineralogischen Museum zu Berlin, verließ aber diese Stellung bald wieder, um sich von da ab ganz der Erziehungstätigkeit widmen zu können (h 1832). Aber erst viel später hat Berlin sich bei der Einführung von Uindergärten an diesen Mann erinnern müssen. Auch der oben als Naturwissenschafter erwähnte Hermann Lotze ist hier zu nennen, da er in seinem „Mikrokosmus" eine Psychologie dargeboten hat, die seine Anhänger bald zur pädagogischen Nutzanwendung gelockt hat. — Da erfreulicherweise jetzt nicht mehr der Leib des Menschen als ein minderwertiger Teil des Lebensorganismus betrachtet wird, so gilt auch dessen Ausbildung gegenwärtig als ein vollgültiger Zweig bildender und erziehender Tätigkeit. Und es war der Mark Brandenburg mit ihrer Hauptstadt beschieden, diesen Zweig menschlicher Erziehung seit den Tagen des alten Griechentums zum ersten Male wieder zu allmählich anerkannter Wichtigkeit emporzuheben. Zu Lanz in der prignitz stand die Wiege des „Turnvaters" Friedrich Ludwig Jahn (s778), der zugleich ein hervorragender deutscher Patriot gewesen ist, was ja jetzt auch etwas gilt. Nach Erledigung des Studiums von Theologie und Philologie, nach kürzerer Beteiligung am Feldzug von 1806 und nach längeren Reisen, blieb in Wort und Schriften sein ganzes Streben auf die Vervollkommnung und Wiederherstellung des deutschen Volkstums gerichtet. Im Jahre s8s0 wurde er Lehrer am Berliner „Grauen Aloster" und in der Plamannschen Anstalt und eröffnete 1811 seine Tur n ansta l t in der „Hasenheide" daselbst. Es ist bekannt, mit welchem Undank diesem wackeren Manne die Reaktion gelohnt hat, die den Vaterlandsfreund als Demagogen verfolgte. Seine Schicksale können hier nicht verfolgt werden. Er ist s852 zu Freiburg gestorben. Von Berlin aus trat die Turnkunst als allgemeines Volkserziehungsmittel ihren Siegeszug durch ganz Deutschland an, nachdem sie zuvor nur in Schnepfenthal unter GutsMuths zu wirklich praktischer Anwendung gelangt war.
Mit der Philosophie stand immer in regster Wechselwirkung die Theologie, und die Geschichte jener ist zu einem wesentlichen Teile eine Geschichte ihrer Emanzipierung von dieser. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Theologie an den märkischen