wie Sättigung und Hunger, Krieg und Frieden usw. All das ist eingetroffen und wird eintreffen. Wenn wir nach allen Geboten der Thora handeln, werden uns all die diesseitigen Güter zuteil werden, und wenn wir sie übertreten, werden uns die genannten Übel treffen. Und obschon dem so ist, so sind doch all jene Güter nicht der eigentliche Lohn für die Beobachtung der Gebote und jene Übel nicht die eigentliche Strafe für die Übertretung aller Gebote. Vielmehr ist dies so zu verstehn: Gott hat uns seine Lehre offenbart, die ein Baum des Lebens ist, und wer alles befolgt, was in der Lehre steht, und sie richtig erfaßt, der erreicht damit das ewige Leben, und zwar nach dem Maße seiner Taten und seiner Erkenntnis. Außerdem ist uns verheißen, daß, wenn wir Gottes Gebote in Freude und in Befriedigung der Seele befolgen und uns stets in ihre Weisheit vertiefen, der Lohn darin bestehn wird, daß Gott uns alles fernhalten wird, was die Befolgung der Lehre verhindert: Krankheit, Kriegsnot, Hungersnot und derlei mehr, und uns auch das zeitliche Glück wird zuteil werden lassen, das die Befolgung und die Kenntnis der Lehre fördert: Sättigung, Friede, Besitz und derlei mehr, damit wir uns nicht alle Tage um unsres Lebens Notdurft zu bemühen brauchen, sondern in voller Muße und sorgenfrei uns mit Gottes Lehre befassen können, um so des ewigen Lebens teilhaftig zu werden. — Maimonides: Hilchot teschuba (Rückkehr zu Gott) IX, 1.
2: Der Mensch darf nicht sagen: Ich will die Gebote unsrer Lehre erfüllen und mich mit ihrer Weisheit befassen, damit ich all die Segnungen erlange, die in der Lehre verheißen sind, oder damit ich das ewige Leben erlange, und ich will mich von den Sünden fernhalten, um vom Unheil, das in der Lehre als Strafe angedrohf wird, frei zu bleiben, oder damit ich des zukünftigen Lebens nicht verlustig gehe. In dieser Weise darf man nicht Gott dienen, denn wer so Gott dient, tut es nur aus Furcht vor Gott. Das ist nicht die Stufe der Propheten und auch nicht die Stufe der Weisheit. Wer Gott aus Liebe zu ihm dient, der befaßt sich mit der Thora und den Geboten und wandelt im Wege der Weisheit, nicht um weltlichen Vorteils willen noch aus Furcht vor Unglück, noch weil er Glück erlangen will, sondern er dient der Wahrheit, weil es die Wahrheit ist. ... Das ist die Stufe unsres Vaters Abraham, den Gott als seinen Freund bezeichnet hat, weil er Gott gedient hat aus reiner Liebe zu Gott. Das ist die Stufe, die Gott uns durch
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