Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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Mose geboten hat:Und du sollst lieben den Ewigen, deinen Gott . . Und wenn der Mensch Gott liebt mit der wahren Liebe, wird er alsbald aus Liebe zu ihm alles tun, was ihm geboten ist. Was ist die wahre Liebe zu Gott? Es ist eine Liebe zu Gott, die überaus groß und stark ist, so sehr, daß seine Seele geknüpft ist an die Liebe zu Gott und in sie stets versenkt ist, als wäre er liebeskrank. ... Ja, noch mehr, die Liebe zu Gott wohnt im Herzen derer, die ihn lieben, die in sie versenkt sind, so wie er uns geboten hat:. . . mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. Unsre alten Weisen haben gesagt: Sollte vielleicht jemand sagen: ich will die Thora lernen, damit ich reich werde, oder damit man mich Rabbi nenne, oder damit ich Lohn im zukünftigen Leben erhalte, dann ergeht an ihn das Wort:Daß du liebest den Ewigen. Und das will sagen: Alles was ihr tut, sollt ihr nur aus Liebe tun. Maimo- nides: Rückkehr zu Gott, X, 14.

3: Es ist dem vollkommenen Menschen verboten zu sagen: Wenn icb diese guten Taten erfülle und mich der bösen Taten enthalte, welches ist dann der Lohn, den ich dafür empfangen werde? . . . Auch haben unsre Weisen bereits davor gewarnt, daß der Mensch als Endzweck des Dienstes Gottes und der Erfüllung der Gebote irgend etwas Äußeres betrachtet, wie Antigonos von Socho sagt. . . . Und das ist das, was sie einen Diener Gottes aus Liebe nennen. ... Es ist klar, daß dies die Absicht der Thora und die eigentliche Absicht unsrer Weisen ist. . . . Eine solche Stufe erreichte Abraham, der Gott diente aus Liebe, und diesem Wege müssen die Menschen zustreben. Da nun die Weisen wußten, daß dies sehr schwer ist, und daß nicht jeder Mensch es erreichen kann, . . . darum haben sie der großen Masse Zugeständnisse gemacht, sie aber ermahnt und ihre Gesinnung zu stärken gesucht, bis sie die Wahrheit erreichten. Maimonides: Mischna- Kommentar, Einleitung zu Sanhedrin I.

Neueres jüdisches Schrifttum

1: Der Begriff derFreude an der frommen Handlung schließt durch sich selbst aus, daß man sie um des Lohnes willen vollführt, sei es des diesseitigen oder jenseitigen. M. Güdemann: Das Judentum i. s. Grundzügen, 1902, S. 86.

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