Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
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6: Was haben wir also mit denen zu teilen, die auf den Adel, als wäre er nur ihr Eigentum, Anspruch erheben, während er ihnen (in Wahrheit) etwas Fremdes ist? Solche können, abgesehen von dem Gesagten, mit Recht als Feinde sowohl des jüdischen Volkes als auch aller Menschen allenthalben angesehen werden: des jüdi­schen Volkes, weil sie ihren Stammesgenossen die Freiheit ge­währen wollen, ein vernünftiges und sittlich gekräftigtes Leben zu verachten im Vertrauen auf das Verdienst der Vorfahren; der andern Menschen, weil diese auch dann, wenn sie den Gipfel der Tüchtigkeit erreichen, keinen Nutzen davon haben sollen, weil sie nicht tadelfreie Eltern und Großeltern gehabt hätten. Philo: De virtutibus (de nobilitate) (M. II, 444, C.-W. 226).

Talmudisches Schrifttum

1: Mißachte keinen Menschen. Sprüche d. Väter IV, 3.

2: Die Frommen der Völker der Welt haben Teil am Jenseits. Tossefta Sanhedrin 13, 2.

3: Rabbi Meir lehrte immer: Ein Heide, der sich mit der Thora be­faßt, ist dem Hohenpriester gleichzuachten. Denn es heißt (3 M 18, 5): Wahret meine Satzungen und meine Rechte, die der Mensch üben soll, daß er in ihnen lebe. Es wird da nicht gesagt, Priester, Leviten oder Israeliten, sondern der Mensch. Aboda sara 3 a.

4: Der Heilige, gelobt sei er, verwirft kein Geschöpf. Die Tore sind geöffnet, und wer eintreten will, mag kommen und eintreten. Denn so beißt es [Jes. 26, 2]:Öffnet die Tore, daß edntrete ein gerechtes Volk, das die Treue wahrt. Es heißt da nicht: Priester, Leviten oder Israeliten, sondern: eintrete ein gerechtes Volk. Sifra Ab­schnitt Achare mot; Schemot rabba c. 17.

5: Himmel und Erde rufe ich zu Zeugen an, es sei Nichtjude oder Jude, Mann oder Weib, Knecht oder Magd, nach dem Wirken jedes Menschen ruht der heilige Geist auf ihm. Jalkut § 42.

6:Sie lagerten in der Wüste, die Thora ward im Freilande gegeben, in aller Öffentlichkeit, an einer Stätte, die keinem gehört. Wäre sie nämlich im Lande Israel gegeben worden, so hätte das den heidnischen Völkern gesagt, daß sie keinen Anteil daran haben; darum ward sie im Freiland gegeben, in aller Öffentlichkeit, an einer Stätte, die keinem gehört, und wer sie annehmen will, komme und

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