sic ist es, die den Menschen zum Menschen macht. Nicht bloß dieser oder jener kann das Ebenbild Gottes sein, sondern der Mensch schlechthin ist es; denn er ist es von Natur aus. Ein jeder Mensch ist, wie die Heilige Schrift die Gottesebenbildlichkeit auch umschreibt, „das Kind Gottes“. Er ist es durch sein Menschentum. Der edelste Adel, der einem Menschen gegeben sein kann, ist allen gegeben. Ihn einem absprechen, hieße ihn allen rauben. Über jeglicher Abgrenzung von Rassen und Völkern, von Kasten und Klassen, von Herrschenden und Dienenden steht der Begriff „Mensch“. Wer immer Menschenantlitz trägt, ist befähigt und berufen, eine Offenbarung der wahren Menschheit zu sein. — Leo Baeck: Das Wesen d. Judentums, 1905, S. 93/94.
5: Die Anerkennung, die wir dem Nebenmenschen schulden, ist demnach unbedingt und unbeschränkt; denn sie beruht ausschließlich daraul, daß er ein Mensch ist. Wir sollen ihn ehren, nicht weil er vielleicht dieses oder jenes leistet und gilt, sondern weil er ein Mensch ist. — Leo Baeck: Das Wesen d. Judentums, 1905, S. 113.
6: Da der einzige Gott den Gott der Sittlichkeit bedeutet, so ist er nicht in erster Linie für das Individuum da, noch auch für die Familie, den Stamm und das Volk, sondern für die gesamte Menschheit. — Hermann Cohen: Religiöse Postulate, Vortrag, 1907, S. 14.
7: Mit den Juden müssen also alle Völker ohne jede Ausnahme von den entferntesten Inseln her gen Jerusalem ziehn. Und es darf kein Unterschied bleiben zwischen den Kindern Israel und den Söhnen der Fremde. Denn auch sie werden Priester und Leviten werden. Wir stehn vor der Zeit, da der „neue Bund“ geschlossen wird; denn „die Thora wird ins Herz geschrieben“ sein. Wir stehn vor der Zeit, da man sprechen wird: „Du bist unser Vater; Abraham hat uns nicht gekannt.“ — Hermann Cohen: Religiöse Postulate, 1907, S. 14/15.
8: Der Satz: „Gott hat Israel auserwählt“ besagt demzufolge, daß der, der ihn geprägt, und wer ihn aufnimmt und als sein Bekenntnis wiederholt, an einen Gott glaubt, der der ganzen Menschheit den Weg zu sich bahnen will, der allen Menschen die Gotteskindschaft zu eigen gegeben und darum jemand zum Träger seiner Botschaft an die Menschheit bestimmt hat. — M. Dienemann: Israels Erwählung. 1914, S. 4.
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