heit vollzieht, und darum glauben wir an den Sieg des Versöhnungsgedankens im Leben der Völker. Jedes Kulturvolk als der Träger einer Idee steht im Dienste der ganzen Menschheit. Sein Ideal ausgestaltend, die ihm übertragene Mission erfüllend, bereichert und erweitert es den Besitz der gesamten Menschheit, trägt es dazu bei, die Menschheit ihrer letzten Bestimmung entgegenzuführen. Es kommt der Tag, wo diese Erkenntnis zu siegreichem Durchbruch gelangen und der Bruderbund der ganzen Menschheit erstehen wird. Dann wird der Versöhnungsgedanke des Judentums, die wahre Versöhnungsidee den Sieg errungen haben. Nicht der Messias erlöst die Menschheit von der Sünde, sondern wenn die Menschheit durch eigene Kraft von der Macht der Sünde sich befreit hat und zu wahrer sittlicher Vollendung herangereift ist, dann ist der Messias für sie gekommen. — Jakob Guttmann: Die Idee der Versöhnung im Judent. Heft „Vom Judentum“, 1909, S. 14/15.
15: Anderseits bestreiten wir, daß irgendein Mensch hier auf Erden lebt, dem kraft seiner Hautfarbe, kraft seiner Gesichtsbildung, kraft seiner Abstammung die Fähigkeit verlorengegangen wäre, sich sittlich zu bewerten und seiner sittlichen Würde als Mensch treu zu bleiben. Daher stehen wir fest gegen allen Rassenhaß. — Emil G. Hirsch: Die Beiträge d. Judentums z. lib. Religion, 1911, S. 466.
16: Vor allem aber hat in Israel die Moral zuerst die nationalen Schranken niedergerissen, alle Menschen als Kinder Gottes bezeichnet und im Geiste eine ferne Zukunft geschaut, in welcher alle Menschen einmütig Gott dienen werden in Reinheit und Heiligkeit, in Gerechtigkeit und Liebe. — Max Joseph: Zur Sittenlehre
d. Judentums, 1902, S. 18.
17: Durch diesen Bund Gottes mit Noah und seinen Nachkommen für alle Geschlechter wird die Religion als die universale Grundlage menschlicher Gesittung dargestellt. Damit ist aber von vornherein der Grundgedanke ausgesprochen, daß das Judentum auf der breiten Grundlage einer Menschheitsreligion stehen und diese in voller Reinheit hergestellt sehen will. Wie die biblische Geschichte mit dem Menschengeschlechte beginnt, so findet die Geschichte Israels oder das Judentum das Endziel in dem die ganze Menschheit umschließenden Gottesbunde. — Kaufmann Köhler: Grundr.
e. syst. Theol. d. Judentums, 1910, S. 37/38.