Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
Seite
106
Einzelbild herunterladen

18: Nicht am Roten Meer, am Sinai erst wurde Israel erlöst und mit Israel die Menschheit, lehren die Rabbinen an vielen Stellen, u. a. in der Allegorie, daß Gott Moses befohlen habe, das Gesetz in allen 70 Sprachen aufzuschreiben, damit alle Völker es empfangen können. Vgl. dazu die Stelle in Mechilta Jithro P. Bachodesch. M. Lazarus: Die Ethik d. Judentums I, 1899, S. 25.

19: Nach ihrem [der ältesten Ethik des Judentums] wesentlichen Gehalt aber, in ihren Hauptgedanken über den Grund und das Ziel aller Sittlichkeit ist sie nicht eine nationale, sondern eine universale Sittenlehre; das heißt, die sittliche Erkenntnis ist nicht für dieses Volk allein, sondern für alle Welt geschaffen; die Ideale einer be­stimmten Lebensführung werden nicht bloß den eignen Ange­hörigen verkündet, in deren Mitte sie ausgebildet werden, sondern der ganzen Menscheit, deren Vereinigung im Erfassen und Er­füllen dieser Ideale den Inhalt der wichtigsten Gebete, die nie gestillte Sehnsucht und die nie verzagende Hoffnung aller Edlen ausmacht. M. Lazarus: Die Ethik d. Judentums, 1899, I, S. 144.

20: Zum Aufbau der sittlichen Weltordnung, zur geistigen Gestaltung der Ideenwelt und ihrer Verwirklichung im realen Leben ist die ganze Menschheit berufen. M. Lazarus: Die Ethik d. Judentums, I, 1899, S. 149.

21: Was uns aber durch die Prophetengeoffenbart, ist einfach und schlicht die Aufgabe: Gott lieben und in seinen Wegen wandeln; und diese Aufgabe ist allen Völkern gestellt. H. Steinthal: Über Juden u. Judentum, 1906, S. 14.

22: Das Judentum, als religiöse Gemeinschaft oder religiöses System, hat nie allein seligmachende Prätensionen gehegt; es verbürgt kein Seelenheil durch die Zugehörigkeit zu ihm und versagt es niemandem, der nicht als Jude geboren wurde. Jeder, so lautet die talmudische Lehre (Megilla 13 a), der den Götzendienst ver­wirft, ist ein Jehudi, und nur die sittliche Vervollkommnung ver­schafft den Menschen das ewige Heil. Ludwig Venetianer: Jüdisches im Christentum, 1913, S. 27/28.

23: Die Grundvoraussetzung der mosaischen Lehre, der Glaube an einen einzigen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, mußte den Gedanken an die Gotteskindschaft aller Menschen nahe­legen und demnach die Verpflichtung zur brüderlichen Gesinnung gegen alle Menschenkinder hervorrufen. Denn im Mosaismus quillt das Sittengesetz aus dem Glauben an den einig-einzigen,

106