Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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Völkern ohne Unterschied übergehen, und weil jetzt dieser ihr von vorn an eingeimpfte Trieb sich ungehemmt bewegen kann und nach Erfüllung strebt, so muß sie alle ihre Glieder, je lebendiger sie sind, desto stärker in dieser Richtung zu wirken treiben. Kein Fremdgeborener, der sich ihrer höchsten Forderung unterziehen will, darf ferner von allen ihren Gütern zurückgewiesen werden; vielmehr muß nun in den Gliedern des Volkes, welches bis jetzt ihr Träger war, und welches zuerst ihre Herrlichkeit schmeckte, ein brennender Eifer sich anzünden, den Dank für ihre Wohltat ihrem letzten Urheber durch ihre Ausbreitung abzutragen und den Gott Israels unter allen Heiden zu verkünden; .... Heinrich Ewald: Gesch. d. Volkes Israel IV, 1864, S. 36/37.

2: Wer so wie Moses erkannt hat 1. daß es nur einen wahren Gott gebe und alle Menschen ohne Unterschied vor ihm gleich seien, 2. daß allein die Herrschaft dieses Gottes und sein Wille auch in allen menschlichen Dingen unzerstörbar ewig ebenso wie bei allem Wechsel der menschlichen Zustände unwandelbar gleichmäßig, und 3. daß dieser eine wahre Gott der ist, welcher alle Menschen mit dem gleichen Maße wie seiner ihre Abirrungen von seinem Willen strafenden Macht, so noch mehr seiner ihnen entgegen­kommenden unendlichen Liebe umfaßt: der wird, wenn er zugleich von einer so reinen und stets gleichen, aber auch so brennenden Liebe zu seinem Volke wie zu allen Menschen wie Mose beseelt ist und wie er zum Führer und Bildner seines Volkes geeignet ist, auch die richtigen Grundzüge jeder Gemeinde des wahren

Gottes entwerfen können, welche die einzige echte ist.

Heinrich Ewald: Die Lehre d. Bibel v. Gott oder Theol. d. alten u. neuen Bundes I, 1871, S. 204.

3: Die gesamte denkende Menschenwelt ringt nach einer Vervoll­kommnung der Menschheit, danach, daß sie in ihrer ganzen äußeren und inneren Lebensentfaltung das Höchste erreiche, was der Gesamtheit des über die Erde herrschenden, aber auch an die Erde gebundenen Geschlechts zu erreichen möglich ist. Das ist nichts andres als das Gottesreich, um dessen Kommen der Christ bittet. Die Bitte ist der Herkunft nach israelitisch, dem Sinne nach allgemein human. Wolf Wilhelm Graf Baudissin: Zur Gesch. d. alttest. Religion, 1914, S. 48.

4: Sofern Arnos, wie später Micha, in der Jahvereligion in erster Linie das sittliche Moment betont, erhebt sie von selbst den Än-

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