Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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spruch einer allgemeinen Gültigkeit.Der Jahvismus muß sich allen anbieten, in deren Busen ein menschliches Herz schlägt. A. Bertholet: Stellg. d. Israeliten u. d. Juden z. d. Fremden, 1896, S. 95.

5: Eine genauere Betrachtung der Psalmen beleuchtet also mit am meisten gerade die Seite des Glaubens der jüdischen Gemeinde, worin keine andre vorchristliche Gemeinschaft auch nur von ferne an sie heranreicht,die Hoffnung auf ein Reich Gottes, zu welchem alle Menschen berufen sind und in welchem alles im Himmel und auf Erden in Harmonie mit dem Willen Gottes sich befindet. A. Bertholet: Stellg. d. Israeliten u. d. Juden z. d. Fremden, 1896, S. 194.

6: Jesus Sirach ist ein getreuer Sohn seines Volkes. Doch auch für ihn ist der Gedanke der Einheit des Menschengeschlechts sehr lebendig.Wilhelm Bousset: Die Religion d. Judentums, 1906, S.95.

7: Eine edle Äbstammung und einen geistig-sittlichen Wert schreibt die Religion der Juden allen Menschen und Völkern ohne Aus­nahme zu. Nur sie allein spricht deutlich und klar von der Äb­stammung aller Menschen von einem einzigen gemeinsamen Ahnen. Diese Idee der einheitlichen Abstammung aller Menschen und Völker, die der alten Welt unbekannt war oder ihr nicht zum Bewußtsein kam, wenigstens in den Überlieferungen der andern Völker nicht deutlich ausgesprochen ist, hat eine große sozial­sittliche Bedeutung für das menschliche Leben. Sie legt unabweis- lich den Gedanken von der Gemeinsamkeit der Aufgaben und Lebenszwecke des gesamten Menschengeschlechts nahe und ver­breitet Licht über die gesamte Geschichte der Menschheit. [Bischof] Chrysanth: Die Religionen d. alten Welt in ihrer Beziehg. z. Christentum III, 1878, S. 168.

In einer Religion, die allein unter allen Religionen eine klare Vor­stellung von der Abstammung aller Menschen von einem einzigen Vater hatte und den Wert des Menschen so überaus hoch anschlug, konnte kein Raum sein für eine Unterscheidung zwischen Volk und Volk, für eine Einstellung in höhere und niedere Rassen, in von Haus aus barbarische und nicht barbarische Stämme. Die Juden waren das einzige Volk der alten Welt, das einen richtigen, allumfassenden historischen Blick für das Leben des Menschen und die menschliche Gesellschaft besaß, einen Blick, der selbst den Griechen, diesem vornehmsten unter den Völkern des Heiden­tums, abging. Sie konnten niemals das Bewußtsein von der Ein-

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