soweit ihre Würdigkeit in Betracht kommt, vor anderen Völkern nichts voraus. Die Propheten betrachten deshalb das Verhältnis Israels zu Gott als ein sittlich bedingtes, welches durch Erfüllung der sittlichen Bedingungen von jedem andern Volke ebensogut hergestellt werden kann. — Franz Walter: Die Propheten, 1900, S. 250.
20: Als die in sich vollendete Heilsoffenbarung Gottes ist die Thora ursprünglich für die ganze Menschheit bestimmt. Dies finden wir bereits in der Pesikta ausgesprochen. Hier heißt es fol. 107 a, die Thora sei im 3. Monat (Siwan) gegeben worden, dessen Planet der Zwilling ist, um anzudeuten, daß die Thora beiden, sowohl dem Jakob als auch dem Esau (der Völkerwelt), sofern er Buße tut, gegeben sei. Deshalb geschah auch ihre Offenbarung in einer für alle Menschen wahrnehmbaren Weise. — Ferdinand Weber: Jüd. Theol. auf Grund d. Talmud, 1897, S. 19.
21: Solche Proselyten haben alle Prädikate, welche Israel beigelegt werden. Ihre Nachkommen können sogar zum Priestertum gelangen, Bamidbar rabba c. 8. Ja, dem Herrn ist der Proselyt in gewissem Sinne lieber als der Sohn Israels; denn dieser stand am Berge Sinai und empfing hier die großen Eindrücke, die ihn zum Glauben reizten, der Proselyt aber ist ohne diese Eindrücke zum Glauben gekommen, Tanchuma zu Bereschith Lech lecha 6. Übrigens ehrt Gott auch diejenigen Proselyten als Glieder des Volkes Gottes, welche nicht um Gottes willen, sondern aus fremden Beweggründen sich an Israel anschließen, wie die Gibeoniten, Bamidbar rabba c. 8. Und er will, daß man den Proselyten schonend behandle und zehn Generationen lang in seiner Gegenwart nichts Böses von den Heiden sage, um ihn nicht an seinen heidnischen Ursprung zu erinnern und so zu kränken, nach Sanhedrin 94 a; desgleichen soll man wegen 2. Mos. 22, 20 a den Nachkommen eines Proselyten nicht an das Tun seiner Vorfahren erinnern nach Baba mezia 4, 10. — Ferdinand Weber: Jüd. Theol. auf Grund d. Talmud, 1897, S. 77.
22: Trotzdem ist die Einheitlichkeit des menschlichen Geschlechts wie der Welt nicht fraglich: der Israel geschaffen, hat auch die Völker ins Dasein gerufen, Sifra zu 3. Mos. 18, 1 (vgl. Röm. 2, 29). — Ferdinand Weber: Jüd. Theol. auf Grund d. Talmud, 1897, S. 199/200.
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