Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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Gott der Feind des Körpers wäre und ihn zugrunde richten wollte. Sie wußten aber nicht, daß solche Handlungen unrecht sind und durch sie die Seele sich immer mehr erniedrigt. Maimonides: Schemona perakim (Acht Abschnitte über Ethik) IV.

8: Der rechte Weg ist, daß man bei dem Streben zur Erhaltung der Gesundheit und Verlängerung seines Lebens die höhere Ver­vollkommnung zum Zwecke hat, die Werkzeuge seiner Seelen­kräfte, die Glieder seines Körpers vollkommen zu erhalten, damit seine Seele ohne Hindernis der höheren sittlichen und geistigen Ausbildung obliegen kann. Maimonides: Acht Abschnitte über Ethik V.

9: Wie der Körper erschlafft, wenn er immer nur mühsame Arbeiten verrichtet, und erst durch Ruhe und Erholung wieder in die be­hagliche Stimmung zurückkehrt, ebenso bedarf die Seele der Er­holung, indem sich die Sinne mit Betrachtung der Kunstgebilde und zierlicher Gegenstände unterhalten, bis sie sich von ihrer Ab­spannung erholt hat. Maimonides: Acht Abschnitte über Ethik V.

10: Die leibliche Reinheit führt zur Heiligung der Seele und schützt vor verwerflichen Ansichten und bösen Anschlägen; die Heiligung der Seele aber erzeugt das ernste Streben, Gott ähnlich zu werden, wie das Wort der Schrift lautet: und ihr sollt euch heiligen und heilig sein, denn heilig bin ich, der Ewige, der euch heiligt. Maimonides: Hilchot tumat ochlin (über unreine Speisen) XV, 12.

11: Das göttliche Gesetz enthält bestimmte Vorschriften und An­weisungen, die nicht dem subjektiven Urteil des einzelnen über­lassen sind, so z. B. schwankt die philosophische Ethik zwischen Asketik und Epikuräismus, während das Judentum den Mittelweg einschlägt. Es verwirft die Genußsucht, fordert aber auch nicht die Askese. Die Askese gilt ihm sogar als verwerflich. Joseph Albo: Ikkarim (Grundlehren) I, 8.

Neueres jüdisches Schrifttum

1: Törichten Menschen unter den Nichtjuden genügt es nicht, das Entbehrliche unter den irdischen Genüssen zu meiden; sie ver­sagen sich auch das Notwendige, sie peinigen ihren Körper durch Geißelungen und seltsame Manipulationen, an denen Gott gar kein Gefallen hat. Das Gegenteil lehren uns die Weisen: Man

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