darf sich gar nicht quälen (Taanit 22 b). — Mose Chajim Luzzatto: Messillat jescharim (Der Weg d. Frommen), 1906, c. 13.
2: Bei allem, was man genießt, soll man den entsprechenden Segensspruch beten. Dann ist das Essen wohlgefälliger als das Fasten. Dennoch will ich das Fasten nicht entschieden untersagen, da ich mir darüber noch nicht klar bin. Dagegen soll man zu gewissen Zeiten das Erforderliche tun, alle seine Gliedmaßen und Sinne und besonders den Gesichtssinn zu kräftigen, damit man Gott frisch und gesund dienen könne. Selbst der Büßende soll sich keine allzu große Kasteiung auflegen. Aber es ist gut, durch kleine Enthaltsamkeiten die Begierde zu zähmen. — R. Jona Land-Ssofer, Testament (im Derech tobim [Weg der Guten]), 1717.
3: Überall hat das Fasten an sich keinen Wert, ist an sich nichts Verdienstliches, ist’s nur dann, wenn du es wirklich als ein Mittel zur Besserung benutzest und aus ihm reiner hervorgehst und stärker zum Siege übers Tier. — Sonst, außer dem vorgeschriebenen, und wo nicht Leiden und Sündenkampf rufen, ist Fasten Sünde. Denn auch die Kräfte deines Körpers sind nicht dein, daß du willkürlich sie schwächen dürftest; für dich und deine Gesamtheit sollst du sie verwenden. — S. R. Hirsch, Choreb, 1837, c. 33 § 244.
4 : Und diese Lehre Hemmschuh aller Lebensfreuden, versagend alle Genüsse? — Gehen Sie sie durch, diese Lehre, welchen natürlichen Genuß sie ausmerzen will, von welchem natürlichen Trieb sie Ertötung verlangt? welchen natürlichen Genuß sie nicht adelt, welchen natürlichen Trieb sie nicht in weiser Anwendung auf den vom Schöpfer bestimmten Zweck heiligt? Gerechtigkeit ist ihr Typus, Genuß und Triebbefriedigung nie Ziel und darum höherem Gesetz untergeordnet und drum von des Schöpfers Weisheit nach seiner Weisheit Zweck beschränkt; aber Mittel, und wenn als solches dem höheren Gesetz sich unterordnend und als solches nur seinem Zweck geweiht, heilig und rein menschlich, wie jede Erfüllung menschlichen Berufs. Nur gegen Besitz- und Genußvergötterung als Ziel unseres Lebens kämpft sie an; — aber sie als Mittel und in den von Gottes Weisheit gesetzten Schranken zu erstreben, erlaubt sie nicht nur, sondern ist ihr gleich den übrigen heilige, Mensohenberuf erfüllende Pflicht; — und [Taanit 11 u. 22] als Sünde stempelt sie zweckloses, willkürliches Sich-
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