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Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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versagen erlaubter Genüsse. S. R. Hirsch: Neunzehn Briefe, 1836, XV, S. 68.

5: Aber nicht nur ruhig und sicher will dich dein Gott, zur Freude, zur Ssimcha, zur reinen, menschlichen, ungetrübten Freude, hat er dich berufen, läßt nicht umsonst die Blüten duften und die Früchte reifen, hat die Erde lo tohu beraah nicht zu einer Öde, zu einem Tale der Tränen und des Jammers, hat sie zu einem heiteren, fröhlichen Wohnplatz fröhlich heiterer Wesen geschaffen, auf welchem jeder seines Dasein froh werden und seines Wirkens und Schaffens sich freuen sollte. S. R. Hirsch: Ges. Schriften, I, 1902, S. 10/11.

6: Nicht der Schmerz und die Trauer, nicht das Kasteien und Ab- härmen ist der Höhepunkt des Judentums: Frohsinn, Heiterkeit und Freude ist sein heiligstes Ziel.Nicht in der Trägheit und nicht im Schmerze und der Niedergeschlagenheit, auch nicht im Leichtsinne findet der jüdische Geist seine Stätte; nur wo die reine, besonnene Freude wohnet, wohnet auch er. Der Leichtsinn fliehet vor dem Ernst des jüdischen Gesetzes, und desselben Gesetzes göttliche Wahrheit scheuchet den Schmerz und die Trauer und lehret, ein heiteres, glückliches Leben auf Erden zu leben. S. R. Hirsch: Ges. Schriften I, 1902, S. 34/35.

7: Äber noch ein Höheres bringt das Judentum. Die nicht verbotenen sinnlichen Genüsse und Arbeitstätigkeiten sind nicht nur zu­gelassen, gestattet, gebilligt, sondern Mizwa wird selbst Genuß und Arbeit; heilige, von aller Selbstsucht entkleidete, gottdienende Tätig­keit wird selbst Genuß und Arbeit. Der Jude darf nicht nur ge­nießen und arbeiten, Pflicht ist ihm beides. S. R. Hirsch: Ges. Sehr. I, 1902, S. 475.

8: Aber dieselbe Religion, die seine Freuden alle auf das Maß des Reinen, Sittlichen, Menschenwürdigen zurückführt, dieselbe Religion lehrt auch den positiven Wert jeder reinen, sittlichen Freude. Der abgestorbene, sich abhärmende, in Gram sich ver­zehrende Mensch ist nicht sein Ideal. Sein Ideal ist der heitere, fröhlich in Gott wirkende und auch fröhlich in Gott genießende Mensch. S. R. Hirsch: Ges. Sehr. I, 1902, S. 476.

9: Das Judentum läßt den Menschen da Gott finden, wo er sich findet. Luft und Leben, Kraft, Freiheit und Freude sind ihm die Herolde, die zu Gott geleiten. Auf den lichten Höhen des Lebens baut er seine Heiligtümer. Tod und Verwesung bleiben fern aus seines

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