Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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Fleisches, die feindliche Abkehr von der Welt, den Verzicht auf jeden Genuß des Lebens fordert. . . . Das Judentum hat, Natur und Sittlichkeit zu einer idealen Einheit zusammenfassend, sich von solchen Übertreibungen allezeit femgehalten. J. Guttmann: Die Idee der Versöhnung im Judentum,Vom Judentum, 1909, Nr. 2, S. 10/11.

16: Das Judentum hat zuerst den Gedanken geahnt, daß die Freude ein Weg zu innerer Freiheit ist, und hat in diesem Gefühl den tief­sinnigen Mythos von der Neschama jethera erdacht, von der be­vorzugten Seele, die am Sabbat zu uns herniedersteigt, unser Inneres mit hoher geistiger Freude erfüllt und uns über allen Alltagsjammer und über jede Erdenschwere hinaushebt. Wilhelm Jerusalem: Der Kulturwert des Judentums,Der Jude, 1917, Nr. 7, S. 483.

17: Es finden sich zwar in unsem heiligen Schriften nicht selten Stellen, die der Vergänglichkeit des Irdischen, der Schwäche und dem Elend der Menschen ergreifenden Ausdruck geben, allein die Grundtendenz der mosaischen Gesetzgebung und der Grund­gedanke der talmudischen und religionsphilosophischen Sitten­vorschriften ist doch auf Erhaltung, Verlängerung und Vervoll­kommnung des Lebens auf der Erde gerichtet.Du aber wähle das Leben, damit du lebest, du und deine Nachkommen. (5 M 30, 19.) Wilhelm Jerusalem: Der Kulturwert des Juden­tums,Der Jude, 1917, Nr. 7, S. 486.

18: Die jüdische Sitienlehre ist nicht darauj ausgegangen, die natür­lichen Triebe des Menschen auszurotten: sie hat vielmehr von Anjang an ihr Augenmerk darauj gerichtet, diese Triebe so zu leiten, daß sie lebenerhaltend und kulturfördernd wirken. Max Joseph: Zur Sittenlehre des Judentums, 1902, S. 16.

19: Niemals hat der herrschende Geist im Judentum in dem grund­sätzlichen Entschluß zu freiwilliger Armut etwas besonders Ver­dienstliches gesehen. Max Joseph: Zur Sittenlehre des Juden­tums, 1902, S. 52.

20: Es ist nicht etwa die Seele im Gegensatz zum leiblichen Dasein oder der Geist im Gegensatz zur Materie, sondern die freie, das Gesamtleben in sich aufnehmende und beherrschende Persönlich­keit des Menschen, in der sich nach der Anschauung des Juden-

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