Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
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bei einer Prinzessin 2 Sam. 13, 18.), dem Siegelring des Juda (Gen. 38, 18). Darin liegt auch schon ein Hinweis auf Wert­schätzung der Künste, wie denn zunächst Übung der Dichtkunst und des Wechselgesangs, des Reigentanzes und der Musik auch für die ältesten Zeiten vorausgesetzt werden darf (Ex. 15, 1. 20 f). Aus alledem ergibt sich gegenüber neuesten Behauptungen (s. o. S. 57 f.) dies, daß die Negation der menschlichen Kultur, die Ent­haltung von einem vernünftigen, d. h. mäßigen Genuß der Güter und Vergnügungen nicht zu den Prinzipien des Gottesreiches ge­hörte. Eduard König: Geschichte d. Reiches Gottes, 1908, S. 71/72.

9: Und genau so liegt das Problem auch bei den Jahresfesten. Mit der Zeit haben dieselben in Israel ja sämtlich den Charakter historischer Erinnerungsfeste angenommen: der Grundton sollte nach dem Deuteronomium die Freude sein, aber eine würdige, reine, keusche. Ernst Sellin: Die alttest. Religion, 1908, S. 14/15.

10: Und doch sind die Propheten, ungeachtet ihrer harten Aufgabe, an einem luxuriösen, durch Trunksucht entarteten Zeitalter Er­zieher zu sein, keine Pessimisten, keine verdüsterten, aller Freude abholden Reformatoren; im Gegenteil, auch das Prophetenherz sehnt sich nach frohen Festzeiten (z. B. Js. Kap. 35); aber freilich liegen solche in weiter Feme. F. Walter: Die Propheten in ihrem soz. Beruf u. d. Wirtschaftsleben ihrer Zeit, 1900, S. 127.

11: Die Propheten sind keine Gegner eines durch Kunst und Frohsinn verschönten menschlichen Daseins. Sie gönnen ihrem Volk frohen Lebensgenuß und nehmen häufig selbst heitere Züge in ihr Zu­kunftsbild auf: Tanz und freudigen Jubel, Erntefeste mit fröhlichem Reigen. Aber es sind bescheidene, ländliche Freuden, welche sie in ihr Zukunftsbild einfließen lassen. F. Walter: Die Propheten, 1900, S. 228.

12: Die Propheten kennen keinen feindlichen Dualismus zwischen Zeitlichem und Ewigem, sondern sie erstreben den Ausgleich zwischen beiden, die Versöhnung des sittlich-religiösen Gebiets mit dem des Gütererwerbes und -genusses. Sie stehn dem letzteren, wie unsere Darstellung bewies, nichts weniger als schroff und feindselig gegenüber. Ist es doch ein und dasselbe Menschen­wesen, das sich in den beiden Lebenssphären zu betätigen hat. F. Walter: Die Propheten, 1900, S. 72.

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