Zur Einführung
Der vorliegende Band ist eine Einladung zur Reise durch unser Land Brandenburg, wie sie schon Theodor Fontane in seinem Vorwort zur zweiten Auflage der»Wanderungen durch die Mark Brandenburg« 1864 ausgesprochen hat:»Wenn du reisen willst, musst du die Geschichte dieses Landes kennen und lieben. Das ist ganz unerlässlich.[...] Wag’ es getrost und du wirst es nicht bereuen. Eigentümliche Freuden und Genüsse werden dich begleiten. Du wirst Entdeckungen machen, denn überall, wohin du kommst, wirst du, vom Touristenstandpunkt aus, eintreten wie in»jungfräuliches Land«. Du wirst Klosterruinen begegnen, von deren Existenz höchstens die nächste Stadt eine leise Kenntnis hatte; du wirst inmitten alter Dorfkirchen, deren zerbröckelter Schindelturm nur auf Elend deutete, große Wandbilder oder in den treppenlosen Grüften reiche Kupfersärge mit Kruzifix und vergoldeten Wappenschildern finden; du wirst Schlachtfelder überschreiten, Wendenkirchhöfe, Heidengräber, von denen die Menschen nichts mehr wissen[...)«.
Die damals und heute im Land zu findenden Denkmale sind Quellen unserer Vergangenheit, unserer Geschichte. Sie zeugen vom Streben der Menschen, in Wechselwirkung mit Natur, Gesellschaft und Geistesgeschichte ihr Leben zu gestalten. Sie spiegeln die menschliche Schaffenskraft in Brandenburg über Jahrtausende hinweg.
Wenn Denkmalpfleger sich einem Gegenstand als gestalteter Idee nähern, dann nähern auch sie sich in der Vielzahl der Fälle über seine sinnlich-ästhetische Erscheinung. Sie vergewissern sich dann seiner Genese und der Wertungen, die er seit seiner Entstehung bis in unsere Gegenwart mit allen natürlichen und artifiziellen Veränderungen erfahren hat. Erst dann kann die Wertzuschreibung erfolgen, die ihn als Denkmal ausweist. Sie geht einher mit dem uns verpflichtenden Auftrag, ihn als Zeugnis der Geschichte und prägenden Bestandteil der Kulturlandschaft für unser gegenwärtiges und künftiges Leben zu erhalten, zu schützen und zu pflegen.
Zuvorderst steht das Denkmal selbst in unserer Betrachtung. Denn immer prägender bestimmen die uns an die Hand gegebenen und sich stetig verbessernden Mittel und Methoden der Bauforschung, Archäologie und Restaurierung die Arbeitsweise in der Denkmalpflege. Gleichwohl bedienen wir uns der durch die Inventarisation bewährten Forschung über das Denkmal, der Auswertung schriftlicher und bildlicher Quellen über seine Entstehung und Entwicklung. Durch die Zusammenführung der Ergebnisse dieser interdisziplinären Arbeit werden die Grundlagen für den Umgang mit den authentischen Zeugnissen der Geschichte geschaffen und für ihre Umsetzung am Denkmal aufbereitet. Dafür steht das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum als Landesfachbehörde für Denkmalpflege.
Die künstlerischen Sammlungen Berlins und Brandenburgs geben Kunde von der Erscheinung der herausragenden baulichen und archäologischen Zeugnisse zu unterschiedlichen Zeiten und gestatten uns, deren Wandel zu dokumentieren und vorzustellen. Mit außerordentlicher Besonnenheit allerdings treten wir diesen bildlichen Quellen gegenüber. Immer wieder müssen wir uns die Autorschaft des Künstlers vergegenwärtigen, der durch seine aktive Zuwendung, einer Transformation gleich, das Vorhandene auf eine andere Bildebene hebt. Es entstehen eigenständige Kunstwerke, die sich mit der sinnlich-ästhetischen Erscheinung einer anderen Idee vereinen. Das so entstandene Bild vom Denkmal dient als Gegenstand denkmalpflegerischer Forschung nur mittelbar. Erst die Fotografie bot und bietet der Denkmalpflege seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Art»einfacher Abbildlichkeit«, die unter Vorbehalt einer Verdoppelung der Wirklichkeit gleich kommt. Sie wäre es, wenn sie nicht den Raum, das Denkmal, in seiner Dreidimensionalität auf eine zweidimensionale Bildebene projizierte und uns dadurch gleichfalls zu einer gewissen eigenständigen künstlerischen Qualität führte. Kunstwerk und Dokument sind also auch in ihr vereint. Sujetwahl und Aufnahmetechnik haben die fotografischen Aufnahmen in der Denkmalpflege dennoch zu unverzichtbaren Dokumenten werden lassen. Und so bewahren, verwalten und nutzen wir einen beachtenswerten Fundus, den wir ständig erweitern.