VI VI. I. Lebus.
obachtet. Allerlei Geräte und Holzpfähle, die in einem Torfſtich bei Arensdorf zum Vorſchein kamen, laſſen einen Pfahlbau vermuten. Gelegentliche Funde deuten ferner auf Anſiedelungen bei Beerfelde , Jänickendorf, Reuroſenthal, Platkow und einer zweiten Stelle bei Trebus, ohne daß Näheres darüber bekannt geworden wäre.
Den Anſiedelungen reihen ſich die Stellen an, wo Geräte aus Feuerſtein hergeſtellt wurden. Solche Feuerſtein-Werkſtätten, die an den zahlreich umherliegenden Abfallſplittern, Kernſteinen, fertigen und halbfertigen Erzeugniſſen kenntlich ſind, befinden ſich bei Berkenbrück , Fürſtenwalde , Müncheberg , Münchehofe, NiederJeſar, Platkow und am Dehmſee auf Tempelberger Flur.
Ackerbau und Viehzucht waren in der jüngeren Steinzeit in Europa ſchon voll entwickelt. Daß der Kreis Lebus keine Ausnahme macht, zeigt das Vorkommen von Zwergweizen(Triticum compactum), verkohltem Brot und Knochen des Torfrindes(Bos brachyceros) in der Trebuſer Anſiedelung.
Einen eigenen Kulturkreis mit beſonderen Stilformen hat die Landſchaft nicht hervorgebracht. Ihre Lage am Südrande des großen nordiſchen Steinzeitbezirks hat es bewirkt, daß deſſen Ausläufer ſich mit denen der ſüdlichen Bandkeramik hier kreuzen, wobei der beide Gebiete verbindende Oderſtrom gewiß fördernd gewirkt hat. Als Ausſtrahlungen des Nordens ſind vor allem die zahlreichen Beile und andern Geräte aus Feuerſtein ſowie manche Axthämmer mit Schaftloch anzuſehen; freilich nicht in dem Sinne, daß ſie ſämtlich oder auch nur in der Mehrzahl eingeführt worden wären, ſondern das nordiſche Kulturgebiet erſtreckte ſich mit ſeinen Ausläufern bis hierher. Manche Stücke mögen allerdings vom Norden hereingebracht ſein, ſo ein Feuerſteindolch von Demnitz, zwei Lanzenſpitzen von Beerfelde und Obersdorf und ein Spitzhammer von Alt-Madlitz; auch ein Becher der Megalithkeramik von Frankfurt falls dieſe Angabe richtig iſt dürfte nicht einheimiſchen Urſprungs ſein. Die Anſiedler von Trebus ſind Vorfahren der Germanen, die in kleinen Trupps aus ihrer nordiſchen Heimat nach Süden und Oſten vorſtießen und bis nach Böhmen und weit nach Rußland hinein Kolonien bildeten; ihre Kennzeichen find Kugelamphoren und Feuerſteinhacken, wie letztere bei Arensdorf, Biegen, Haſenfelde, Kiehnwerder und Lichtenberg vorkommen.
Andrerſeits dringen Leute der urſprünglich im Donaugebiete beheimateten Bandkeramik nach Norden vor und gründen bei Frankfurt eine Anſiedelung, in der dieſelbe Stichreihenverzierung wie in Schleſien vorkommt. Der gleichen Kultur gehören eine Steinhacke von Neuroſenthal und eine hochgewölbte Steinhacke von Gorgaſt an. Dieſe Funde ſind die lange vermißten Zwiſchenglieder auf dem weiten Wege von Schleſien nach dem Unterlauf der Oder und weiter nach Schweden , bis wohin dieſe Bewegung ſich erſtreckt hat.
Von den großen neolithiſchen Kulturkreiſen iſt ferner derjenige der Schnur— keramik vertreten, deſſen Heimat Thüringen iſt. Solche Keramik ſelbſt iſt zwar nicht vorhanden, wohl aber die zugehörigen facettierten Steinhämmer(Alt⸗Madlitz, Arens
') ZEthn 1900, S. 153, 151(Götze).— Mannus 1910, S. 67 ff. oſſinna).