Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
XV
Einzelbild herunterladen

Einleitung. XV

In den verſchiedenen Gebieten der Hallſtattkultur treten derb gegoſſene Bronze bommeln auf, ganz beſonders häufig aber in den früheiſenzeitlichen Fundſtellen Italiens und wiederum als Begleiterſcheinung des Göritzer Typus(Abb. 74; Jahnsfelde, Neuhof, Roſengarten, Frankfurt ), und zwar bildet ſich hier eine Sonder form aus mit kantigem Bauchknick und Ornamentkreuz auf der Unterſeite.

Eine weitere Begleitform des Göritzer Typus, die aber nicht auf ſüdliche Ein­flüſſe zurückgeht, ſondern im germaniſchen Gebiet heimiſch iſt und nach Süden aus­ſtrahlt, iſt der große Wendelring(Torques) aus Bronze. Er kommt beim Göritzer Typus ſowohl in der dünn ausgelappten als auch in der derb gegoſſenen Form vor (Abb. 70; Großneuendorf, Kienitz, Neuhardenberg , Neuhof, Reitwein ). Ferner gehören zur Göritzer Kultur kleine kantige Bronzeperlen(Abb. 144; Jahnsfelde, Müncheberg , Neuhof, Podelzig , J und andere Bronzeperlen, feine ringförmige Glasperlen(Abb. 30; Clieſtow, Neuhardenberg , Neuhof), bronzene Zier nadeln verſchiedener Form. Abb. 72, 73), und ein Dreipaß aus Bronze (Seelow ). An Eiſenſachen kommen vor die ſchon erwähnten dünnen Ringe mit auf­gezogenen Glasperlen uſw.(Clieſtow, Jahnsfelde, Neuhof), gekröpfte Nadeln(Münche berg, Treplin), mehrere Meſſer(Treplin, Frankfurt ), eine Sichel(Treplin). Wo die näheren Fundumſtände bekannt ſind, gehören die Eiſenſachen zur Keramik des Stils B. Daß aber Eiſen ſchon bei Stil A vorkommt, lehren Funde außerhalb des Kreiſes, z. B. zwei eiſerne Lanzenſpitzen von Göritz, Kr. Weſtſternberg.

Die Gräber des Göritzer Typus, die häufig in Friedhöfen vereinigt liegen, ſind Flachgräber mit Steinpackungen und Leichenbrand in Urnen. Bei Treplin fanden ſich auch Steinkreiſe vor.

Von den Burgwällen des Kreiſes möchte ich die Schwedenſchanze auf der Steilen Wand bei Loſſow den Leuten des Göritzer Typus zuſchreiben. Völlige Klarheit über die Zeit der Erbauung und die Bauart des Walles haben aber die Ausgrabungen Agahds, der ihn der Zeit des Aurither Typus zuweiſt, nicht gebracht. Bemerkenswert iſt das Vorkommen von zuſammenhangloſen menſchlichen Skeletteilen, die von Menſchenopfern oder kannibaliſchen Gebräuchen herrühren dürften; ſolche wurden auch auf dem ebenfalls früheiſenzeitlichen(Billendorfer Typus) Schloßberge bei Burg im Spreewald beobachtet.)

Der Göritzer Typus iſt über den ganzen Kreis verbreitet, überſchreitet aber deſſen Südgrenze nicht, während er ſich nach Norden und Nordoſten weiter ausdehnt. Südlich grenzt das Gebiet des gleichalterigen Billendorfer Gefäßtypus, der ſeine Ausläufer in den Kreis hineinſchickt(Brieskow, Großneuendorf, Platkow , Podelzig ).

Der unter ſtarkem Einfluſſe der hallſtättiſchen Kultur ſtehende Göritzer Typus füllt den ganzen erſten Abſchnitt der älteren Eiſenzeit aus und reicht mit ſeinen letzten Ausläufern wahrſcheinlich bis in den zweiten Abſchnitt, in eine Zeit, in der weiter ſüdlich die hallſtättiſche durch die Latenekultur ſchon abgelöſt iſt. Dann aber hören dieGöritzer Funde plötzlich auf und es führt keine Brücke zu den ſpäteren

h Pz IV , 1912, S. 275- 277.