Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
XVI
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XVI VI. 1. Lebus .

Beſiedlern des Landes hinüber. DieGöritzer Bevölkerung verſchwindet ohne Erben, die Entwickelung der Formen reißt jetzt vollſtändig ab: es tritt ein Wechſel der Bevölkerung ein.

Im Verlauf des zweiten Abſchnilles der älteren Eiſenzeit, der gewöhnlich nach La Tene , einer Fundſtelle in der Schweiz , benannt wird und um 500 vor Ehr. beginnt, tritt nach dem Erlöſchen des Göritzer Typus eine Verödung des Kreisgebietes ein. Nur hin und wieder begegnet eine einzelne Urne. Ein einziges größeres Flach­gräberfeld(Neuendorf) bezeichnet das erſte Eindringen von Weſtgermanen. Gegen das Ende der Latenezeit wurde im letzten Jahrhundert vor Ehr. ebenfalls von Germanen bei Frankfurt (Nuhnen) eine Anſiedelung gegründet, die bis in die römiſche Kaiſerzeit hinein beſtand; es wurden zwei Pfoſtenhäuſer mit allerlei Hausrat und Nahrungs­reſten(Hirſebrot, Knochen von Hirſch, Reh, Schwein, Pferd) ausgegraben; einige Topfſcherben bezeugen Einfuhr aus keltiſchem Gebiet, ſo namentlich ein Gefäß, deſſen Maſſe ſtark mit Graphit gemiſcht iſt(Frankfurt Abb. 167.

Die römiſche Kaiſerzeil(0= 400 nach Chr.). Um bei denjenigen Leſern, denen die archäologiſchen Fachausdrücke nicht geläufig ſind, von vornherein einen Irrtum auszuſchließen, ſei bemerkt, daßrömiſche Kaiſerzeit lediglich eine gewiſſe Zeitperiode bezeichnet; es wird damit weder geſagt, daß das Land zum römiſchen Reich gehörte, noch daß die Kultur ſeiner Bewohner römiſch war. Wir haben es vielmehr mit einer rein germaniſchen, von Rom unabhängigen Bevölkerung mit eigenen Kulturformen zu tun.

Größere zuſammenhängende Friedhöfe und Anſiedelungen ſind bisher nicht feſt­geſtellt worden. Die Gräber liegen im Gegenſatz zu den großen Urnenfriedhöfen der Bronze⸗ und älteren Eiſenzeit einzeln oder in kleinen Gruppen verſtreut, und ſo wird man auch als Siedelungsform Einzelhöfe ut fons, ut campus, ut nemus placuit und kleine Weiler vorausſetzen dürfen.

In den zahlreichen Burgwällen des Kreiſes wie überhaupt der ganzen Mark Brandenburg ſind bisher noch keine Überreſte der germaniſchen Kultur der Latene­und Kaiſerzeit gefunden worden. Die Germanen haben alſo damals weder Burgen gebaut noch vorhandene ältere in Benutzung genommen.

Im 1. Jahrh. nach Chr. war das Kreisgebiet von Weſtgermanen beſiedelt, deren Oſtgrenze damals öſtlich der Oder lief.) Auch noch im 2. Jahrh. iſt die Bevölkerung weſtgermaniſch(Seelow , Steintoch, Werbig ). Aber ſchon dringen am Ende des Jahrhunderts Oſtgermanen ein, wie ein Skelettgrab von Seelow zeigt. Im 3. und 4. Jahrh. iſt der Kreis völlig von Oſtgermanen beſetzt(Carzig, Dahmsdorf, Falkenberg, Kienitz, Markendorf , Münchehofe , Ober⸗-Görlsdorf, Tucheband).

ĩ Die Grabgebräuche entſprechen dem ſonſt bei den verſchiedenen Stämmen Üblichen. So Feuerbeſtattung mit Beiſetzung der Brandknochen in Urnen in den weſtgermaniſchen Gräbern der beiden erſten Jahrhunderte, und ſpäter oſtgermaniſche

Beſtattung unverbrannter Leichen neben burgundiſchen Brandgrubengräbern(Bei­

) ZEthn 1905, S. 396 oſſinnc). Eine Ausnahme bildet eine oſtgermaniſche Mäanderurne der Spätlatene-Zeit von Neuhof.