Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
XVII
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Einleitung. XVII

ſetzung der Brandknochen nebſt den kohligen Rückſtänden der Verbrennung in Erd gruben ohne Urne).

Die Toten pflegte man mit Schmuck, Waffen und allerlei Gegen­ſtänden des täglichen Gebrauchs reich auszuſtatten. Man findet da Fibeln zum Zuſammenhalten des Gewandes(Abb. 59, 69, 75, 119, 150, Taf. IV, Abb. 2, Frankfurt Abb. 17), Schnallen und Riemenzungen vom Gürtel(Abb. 34, 35, 60, 64), Schmuck nadeln, Hals: und Armringe(Taf. IV, Abb. 1), Kettchen aus Glas⸗, Email⸗ und Bern­ſteinperlen(Taf. IV, Abb. 4, 5c, Zierringe mit Knöpfchen(Abb. 76). Die Hauptwaffe war die Lanze mit eiſerner Spitze, ſeltener das Schwert; vom Holzſchild ſind der eiſerne Buckel und Handgriff erhalten geblieben(Abb. 32, 33). Beſonders ſei auf die prächtige Lanzenſpitze mit Runeninſchrift und verſchiedenen myſtiſchen Zeichen von Dahmsdorf hingewieſen(Taf. III). Ferner Spinnwirtel, Webſtuhlgewichte, Eiſen meſſer, Eiſenäxte(Abb. 120), Feuerzeug und zwar als ſogenannter Gürtelſtein (Abb. 98), bearbeitete Geweihſproſſen, die von den einen als Trenſenſtangen, von anderen als Flöten angeſehen werden(Abb. 151; Seelow , Werbig ), ein durchbohrter Aſtragalus(Werbig ), verſchließbare Holzkaſſetten mit Federſchloß, von denen die Eiſenbeſchläge und Schlüſſel ſich erhalten haben(Abb. 63 55). Von den keramiſchen Erzeugniſſen fallen namentlich die reich verzierten Mäandergefäße ins Auge (Taf. IV, Abb. 6).

Wenn auch, wie ſchon geſagt, die Kultur im allgemeinen durchaus germaniſch iſt, haben ſich doch einzelne Stücke römiſcher Herkunft hierher verirrt, ſo eine Bronzekaſſerolle(Abb. 31, Clieſtow), Melonenperlen(Markendorf , Neuhof), bunte Email­perlen(Taf. IV, Abb. 5, Ober⸗Görlsdorf) und eine Silbernadel(Seelow ). Hier reihen ſich auch die römiſchen Münzen an, von denen zehn Stück vorliegen, lauter Einzel­funde; vertreten find folgende Kaiſer: Domitianus (Müncheberg ), Traianus (Cggers­dorf, Ortwig), Hadrianus (Ortwig), Antoninus Pius (Podelzig ) Commodus (Behlen dorf), Gordianus I Africanus(Buckow ), Numerianus (Platkow ), Diocletianus (Müllroſe ) und eine Faustina (Reitwein ).

Mit dem Ende der Kaiſerzeit ſind die Germanen aus dem ganzen öſtlichen Deutſchland nach und nach abgezogen. Im 5. und 6. Jahrh. findet man in der Oft: hälfte der Mark nur noch ganz vereinzelte Spuren ihrer Anweſenheit; vielleicht iſt hierher ein ſilberner Schnallenbügel von Letſchin zu rechnen.

Wiederum verödet das Land. Dann kommt ein neues Volk: die Slaven . Greifbare Anhaltspunkte für die Zeitbeſtimmung ihres Einrückens liegen noch nicht vor, offenbar ging es allmählich, geräuſchlos vor ſich. Ebenſowenig kann man einen feſten Endpunkt der ſlaviſchen Periode angeben, denn die Wiederbeſetzung des Landes durch die Deutſchen im Mittelalter geſchah ebenfalls allmählich, ohne daß dabei die

ſlaviſche Bevölkerung völlig verſchwand. Sie wird nach und nach vom Deutſchtum

aufgeſogen, ein Vorgang, der in manchen Gegenden Oſtdeutſchlands , z. B. im Spree wald, heute noch nicht vollendet iſt. Wer aber ein chronologiſches Schema nicht entbehren will, mag für den Beginn der ſlaviſchen Periode das 6. oder 7. und für den Schluß das 12. oder 13. Jahrh., als die kulturellen Verhältniſſe ſich der neuen

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