Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
XVIII
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XVIII VI. 1. Lebus .

Zeit anpaßten, annehmen. Einen deutlichen Abſchnitt innerhalb der Periode bildet die Zeit ums Jahr 1000, an den Funden erkennbar durch das Auftreten der auf der ſchnellrotierenden Töpferſcheibe hergeſtellten Keramik.

Die alteſte keramiſche Stufe Stil b, die zuerſt gelegentlich der Ausgrabungen auf der Schwedenſchanze bei Riewend im Kreiſe Weſthavelland erkannt wurde,) bietet wenig deutliche Merkmale; es ſind unverzierte Töpfe mit einfachem Profil. Die Anſiedelung von Hafenfelde dürfte dieſer Stufe angehören. Dann folgt Stil II: hohe Töpfe mit ſchwachem Bauchknick und Verzierungen, die mit einem Kamm her; geſtellt ſind(Abb. 102, 103). Ums Jahr 1000 ſetzt Stil Ill ein: ſcheibengedrehte Töpfe mit runder Ausbauchung und ſcharf ausbiegendem Rand Abb. 47).

Die ſlaviſchen Siedelungen ſind gleichmäßig über das ganze Gebiet verteilt. Man trifft ſie ebenſo im Oderbruch wie auf der Hochfläche an, und wenn ſie auch die Nähe größerer ſiſchreicher Gewäſſer bevorzugen, ſind ſie doch nicht daran gebunden. Die Hauswände wurden durch eingepflanzte Pfoſten gehalten und beſtanden aus lehmbeworfenem Fachwerk(Haſenfelde, Platkow ). Pfahlbauten, die anderwärts vorkommen, wurden im Kreiſe noch nicht feſtgeſtellt; vielleicht lag ein ſolcher im Schermützelſee(Haſenholz). Dagegen haben die Slaven eine Anzahl Burgwälle teils gebaut Arensdorf, Guſow (E), Reitwein , Tzſchetzſchnow, Wald⸗Sieversdorf), teils in vorhandenen älteren ſich häuslich eingerichtet(Loſſow); bei den Burgwällen von Clieſtow und Wilmersdorf iſt es fraglich, ob ſie zu erſteren oder letzteren gehören.

Die Gräber liegen in größeren oder kleineren Gruppen zuſammen. Die Toten wurden unverbrannt beerdigt und nur ſpärlich mit Beigaben bedacht: hin und wieder ein Gefäß, Schläfenringe aus Bronze oder ſchlechtem Silber(Abb. 99; Platkow , Reitwein ), Fingerringe aus Bronze(Abb. 100, 104; Nieder⸗Jeſar, Platkow ), Eiſen­meſſer(Frankfurt ). Die Grabbeigaben machen wie überhaupt die ganze ſlaviſche Kultur einen ärmlichen Eindruck.

Sie lebten als Fiſcher, Viehzüchter und Ackerbauern. In manchen An­ſiedelungen liegen Haufen von Fiſchſchuppen. Bei Platkow fand man große Mengen verkohlten Getreides: Hirſe, Gerſte, Roggen und Weizen; bei Haſenfelde Hirſe und Weizen. Die bei Haſenfelde gefundenen Tierknochen geben nach Hilzheimers Unter­ſuchung? ein lebendiges Bild von der Viehzucht. Das Hauptnahrungstier war das Schwein, deſſen Überreſte durchweg jüngeren Tieren angehören. Vom Rind iſt nur ein junges Tier vertreten, ſonſt mehrere alte Tiere, ſie wurden alſo vorwiegend zur Milchgewinnung(oder als Zugtiere? bis ins hohe Alter behalten; nur ausnahms weiſe gönnte man ſich Kalbsbraten. Ebenſo waren von der Ziege nur ſehr alte Tiere vorhanden, ſie wurde alſo wohl zur Milchgewinnung gehalten und zwar in wohlgenährten ſtattlichen Exemplaren, während Schwein und Rind einen kümmerlichen Eindruck machen. Im allgemeinen fällt die Armut an Arten auf, Schaf, Hund und

5 Nachrichten 1901, S. 17 26. Geſchäftsbericht 1911 1913, S. 87 99. 2 Pz Ill, 1911, S. 297- 300.